Ledertramp

Blog über modernes Nomadenleben, Natur, Freiheit und Lebenskunst

Gear Review: Tarptent Double Rainbow

WIRKLICH SO TOLL, WIE ALLE SAGEN?

Das Shelter-System gehört zu den wichtigsten Dingen, die du auf deiner Wanderung dabei haben wirst. Egal ob Tarp, Hammock oder Zelt, dein Shelter schützt dich im Idealfall vor Wind und Wetter, dient dir als Rückzugsort kurzum er ist dein zu Hause, wenn du auf Tour bist. Daher ist die Auswahl deines Shelters natürlich eine der Entscheidungen, die du sicher nicht allzu leichtfertig treffen wirst. Wenn du dich für ultraleichte Zelte interessierst, wird dir sicher auch die Firma Tarptent ein Begriff sein. Ich habe vor meiner Wanderung auf dem Pacific Crest Trail viel über die verschiedenen Zelte gelesen und bin nach reiflicher Überlegung beim Tarptent Double Rainbow hängen geblieben. Warum ich mit der Entscheidung nicht immer glücklich war und wie meine Erfahrungen mit diesem Zelt waren, werde ich dir in diesem Artikel zeigen.

Tarptent Double Rainbow

Zunächst einmal muss ich zugeben, dass das Zelt im Internet sehr hoch gelobt wird. Eigentlich alle Berichte, die ich gelesen habe, waren durchweg positiv. Und so habe ich guten Gewissens die etwa 300 Dollar für dieses Zelt ausgegeben. Da ich mit Maike unterwegs war, brauchten wir auf jeden Fall ein Zwei-Personen-Zelt. Darüber hinaus hatten wir verschiedene Kriterien, die wir gerne erfüllt haben wollten. Wir wollten ein Zelt unter 1,5 Kilogramm, welches sturmstabil und wasserdicht ist. Außerdem sollte genug Platz für uns und unser Gepäck sein, ohne dass wir klaustrophobische Anfälle bekommen würden. Des Weiteren fanden wir den Gedanken von zwei separaten Eingängen, einfachem und schnellem Aufbau, sowie Langlebigkeit des Zeltes nicht verkehrt. All dies scheint sich laut der Reviews und der Produktbeschreibung im Tarptent Double Rainbow zu vereinen.

MEINE ERFAHRUNGEN MIT DEM DOUBLE RAINBOW VON TARPTENT

Das Zelt selbst wiegt circa 1200 Gramm, was ein ziemlich gutes Gewicht ist für die Menge Zelt, die man dafür bekommt. Natürlich darf man nicht mit Wundern rechnen. Die Materialien sind dünn. Gerade der Boden ist im Vergleich zu konventionellen Zelten geradezu zart. Man sollte also beim Aufbau darauf achten, dass man spitze Gegenstände wie Steine und Äste entfernt. Außerdem sollte man ein Groundsheet verwenden. Wir haben hier einfach ein Stück Tyvek verwendet. Das ist günstig, leicht und lässt sich auch als improvisierter Regenschutz und als Picknickdecke während der Pause verwenden. Des Weiteren ist das Zelt einwandig. Das bedeutet es besteht aus einem Stück und nicht aus einem Innen- und einem Außenzelt. Aufgebaut wird es mit einer Stange und sechs Heringen, die bei dem Zelt dabei sind. Der Aufbau selbst geht sehr schnell. Sobald etwas Routine da ist, baut man das Zelt in etwa zwei Minuten auf. Was den Aufbau angeht hat man verschiedene Variationsmöglichkeiten. So kann man das Zelt zum Beispiel mit Trekkingstöcken freistehend aufbauen, oder aber auch das Vorzelt erweitern. Nette Features, die wir aber nie benutzt haben. Ich habe es allerdings als sehr angenehm empfunden, dass das Zelt in einem Stück aufzubauen ist. Erstens geht es einfach viel schneller und zweitens braucht man keine Angst zu haben, dass man im Regen das Innenzelt nass macht, so wie das bei Zelten passieren kann, bei denen man zuerst das Innenzelt aufbauen muss. Klein verpackbar ist das Zelt auch. Etwa die Größe von zwei übereinander gestellten Nalgene-Trinkflaschen.

Nun zum Field-Test: Direkt schonmal vorab: Ohne den optionalen und 110 Gramm schweren Liner würde ich das Zelt nie wieder benutzen. Wir sind in unserer ersten Nacht total nass geworden. Bei einer Einwandkonstruktion wird es immer zu Kondensbildung kommen. Nette kleine Tropfen, die sich an der Zeltdecke sammeln. Das Problem ist, dass sie sofort runter fallen, wenn man die Wand berührt, es windet oder regnet. Das bedeutet, dass man eigentlich jede Nacht mit einer Dusche rechnen kann. In unserer ersten Nacht auf dem Trail hat es ordentlich geregnet und uns kam das Kondenswasser wie eine Sprühdusche entgegen. Wir haben also direkt auf dem Kick Off den Liner gekauft und haben seitdem keine Probleme mehr mit Wasser von oben gehabt. Der Liner macht das Zelt aber dann halt auch schon wieder schwerer. Ansonsten ist das Außenmaterial wirklich regendicht, sofern man die Nähte abgedichtet hat. Dies kann man aber gegen Aufpreis vom Hersteller direkt machen lassen. Der Boden allerdings gibt sich bei schwerem Regen geschlagen. Erstmal muss man sagen, dass es sich bei dem Boden nicht um einen Bathtub-Floor handelt. Die Seiten sind nicht besonders hochgezogen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der Regen sich leichter einen Weg nach drinnen bahnen kann. Und das tut er auch. Am Kopf- und Fußende sprüht es gerne schonmal rein. Außerdem kommt bei nassem Boden, Wasser durch den Boden an Stellen wo Druck ausgeübt wird, also unter der Isomatte und zu schlechter Letzt sind die Nähte in den Ecken des Zeltes nicht wirklich wasserdicht, sodass man auch von dort mit einem Rinnsal rechnen muss. Es ist nicht so, dass man wirklich nass wird, aber auch nicht so, dass es nicht stören würde. In Gegenden wo es häufig regnet, wie Schottland oder Norwegen, würde sollte man schon genau aufpassen mit diesem Zelt. Halten wir also fest, dass das Zelt gegen Wasser nicht wirklich brillieren kann. Dafür steht es im Sturm wie eine Eins. Und da muss ich wirklich zugeben, dass ich absolut überrascht war. Das Zelt ist relativ breit und bietet dem Wind viel Angriffsfläche. Durch das Design wird der Wind aber weg gelenkt, wodurch das Zelt deutlich stabiler und ruhiger steht, als vergleichbare Zelte. Einmal habe ich mit dem Zelt in einem wirklich starken Sturm gestanden und ich konnte trotzdem mit gutem Gefühl einschlafen, was in Stürmen in anderen Zelten nicht selbstverständlich ist. Auch bei Schnee, Hagel und Eis hat das Zelt eine gute Figur gemacht. Es hat eine Schneelast ausgehalten und auch den eisigen Bedingungen getrotzt. Zudem muss ich sagen, dass es im Zelt wirklich schnell warm wird. Sobald man aufgebaut hat und ins Zelt einsteigt, bemerkt man den Temperaturunterschied, was einem gerade in kälteren Regionen wirklich gut tut.

Tarptent Double Rainbow

Wettertechnisch hat das Zelt also seine Tücken, in der einen Disziplin überragend in der anderen schwach. Das macht es nicht für jede Gelegenheit geeignet. Schauen wir uns das Platzangebot an. Hier muss ich sagen bewegen wir uns im Mittelfeld. Es gibt sicher größere Zelte, aber für zwei vertraute Menschen plus Gepäck bietet das Zelt definitiv genug Platz. Sowohl im Zelt, als auch in den Apsiden ist genug Raum um den Rucksack und die Schuhe zu verstauen. Durch die zwei Eingänge gibt es kein lästiges klettern und verbiegen, wenn jemand rein oder raus oder an seine Ausrüstung will. Außerdem kann man in der Mitte des Zeltes auch als großer Mensch problemlos sitzen. Die Länge der Liegefläche ist großzügig bemessen, sodass man gemütlich schlafen und trotzdem am Fußende sein Gepäck haben kann. Die Apsiden sind wirklich groß und lassen sich sogar noch erweitern, sodass man auch dort noch Zeug unterbringen kann.

 

Wie sieht es nun mit der Langlebigkeit und der Stabilität des Tarptent Double Rainbow aus? Tja und so kommen wir zu dem Punkt, der uns wirklich genervt hat. Die Zipper. Die Reißverschlüsse des Zeltes sind ab Meile 1000 etwa ständig kaputt gegangen. Durch Kondenswasser und Staub verbiegen sich die Schieber, sodass sie die Zähne nicht mehr in einander führen können. Das führt dazu, dass man die Türen nicht mehr schließen kann. Und das führt dazu, dass alle Tierchen munter ins Zelt spazieren können. Wenn das passiert müssen die Schieber ausgetauscht werden, was mit sehr zeitraubender und feinmotorischer Arbeit verbunden ist. Es wäre ja nicht so schlimm, wenn man das einmal hätte tun müssen, aber wir haben auf dem gesamten Trail bestimmt über zehn Schieber austauschen müssen. Und das ist schon wirklich nervig, zumal man immer wieder neue Schieber bestellen muss. Man wählt ein Zelt gegenüber einem Tarp, weil man die Möglichkeit haben will, einen verschließbaren und geschützten Raum zu haben. Den bietet das Zelt ab einer gewissen Nutzzeit nicht mehr uneingeschränkt. Des Weiteren sind auf der Tour alle Heringe und die Stange kaputt gegangen. Letztere konnte zwar noch gefixt werden, aber dennoch ein Störfaktor. Außerdem sind die Bodennähte, auf denen Spannung liegt mit der Zeit leicht eingerissen. Das Material ist zwar nicht durchgerissen, aber die Nadellöcher haben sich mit der Zeit vergrößert, was wiederum zu Wasser im Zelt geführt hat.

Mein großer Kritikpunkt ist somit nicht nur der mangelnde Schutz vor Nässe, sondern vor allem die geringe Langlebigkeit des Zeltes. Wenigstens einen gesamten Thruhike sollte ein Zelt schon zuverlässig arbeiten. Es ist ein gutes Zelt für gutes Wetter und Wind und für gelegentliche Touren. Wer aber ernsthaft unterwegs sein will, über einen längeren Zeitraum und auch in starkem Regen, der sollte von diesem Zelt Abstand nehmen. Alles in allem bin ich mit dem Zelt von Mexico nach Kanada gekommen, aber es hätte mich eine Menge Zeit und Nerven gespart, wenn ich mit einem anderen Zelt unterwegs gewesen wäre. Ich muss aber hinzufügen, dass ich nicht gleich alle Zelte von Tarptent über einen Kamm scheren würde. Andere Zelte des Herstellers haben eine deutlich bessere Performance gezeigt. Man sollte also nicht so weit gehen und Tarptent generell bei der Zeltwahl ausschließen.

« »

© 2024 Ledertramp. Theme von Anders Norén.