Ledertramp

Blog über modernes Nomadenleben, Natur, Freiheit und Lebenskunst

PCT How to: Was bringe ich bloß mit und was lasse ich daheim? – Teil 2

MEIN DACH ÜBER DEM KOPF, MEIN ZUHAUSE FÜR EIN HALBES JAHR

Und weiter geht’s mit unserer Reihe zur Ausrüstung auf dem Pacific Crest Trail. Wenn du den Exkurs im ersten Teil gelesen hast, solltest du jetzt wissen, was für dich in Frage kommt. Ich will es noch einmal verdeutlichen. Meistens kann man sich an die Faustregel, je leichter, desto teurer halten. Cuben Fiber ist zur Zeit eines der leichtesten Materials auf dem Markt, es ist sehr klein verpackpar und saugt kein Wasser auf. Daher ist es absolut wasserdicht, außerdem kann man es mit Tapes ganz gut reparieren. Der Nachteil an der Sache ist, dass es wahnsinnig teuer ist. Für ein Cuben Tarp kann man locker an die 300 Euro ausgeben, je nach Schnitt und Eigenschaften. Ein Silnylon Tarp ist da schon deutlich günstiger. Da geht’s bei unter hundert Euro los. Dafür nimmt es im Regen gerne Wasser auf, ist zwar wasserdicht, wird dadurch aber schwerer und hängt schonmal durch, außerdem ist es schwerer als Cuben. Die Baumarktplane hingegen ist wasserdicht, nimmt kein Wasser auf und ist gnadenlos billig. Mit fünf Euro ist man meistens schon dabei. Nachteil: mit circa 500 Gramm etwas schwerer und sperriger. Rein optisch gesehen, gefallen mir die Silnylon Tarps am besten. Cuben sieht eher aus wie ein Müllsack und die Baumarktplane sieht aus wie Baustelle. Aber wie gesagt, Optik sollte nicht kaufentscheidend sein! Im Endeffekt muss man sich überlegen, ob man ein Grammfuchs, oder Sparfuchs ist. Ein guter Mittelweg ist das Silnylon. Kleiner Tipp: Um noch mehr zu sparen, lassen sich einfache Tarps übrigens auch gut selbst schneidern. Silnylon ist im Einkauf sehr günstig und Anleitungen gibt’s im Netz zu tausenden.

Unser Zelt

Soviel zum Thema Tarps. Wem das ganze aber zu luftig ist, wer gerne etwas Privatsphäre hat oder wer einfach keine Lust auf Krabbeltiere hat, der sollte über den Kauf eines Zelts nachdenken. Hier muss man wohl oder übel ein paar Euros investieren. Ich würde kein billiges Festivalzelt mit auf den Trail nehmen, denn es kann zu weilen sehr stürmisch werden. Außerdem wird man es im Laufe der Wanderung ungefähr 150 mal aufbauen, das ist eine enorme Belastung für das Material und kein Billigzelt wird das überstehen. Was du brauchst ist ein leichtes Zelt made in USA. Die Amis sind schon etwas länger Fans von leichter Ausrüstung und dementsprechend ist dort das Angebot größer als bei uns. Es lohnt also, sich ein Zelt in den USA zu bestellen. Und zwar auch an eine Adresse in den USA. Bestellt euch das Zelt an eure Unterkunft, von der aus ihr zum Trail gelangen wollt, dann spart ihr Porto und Zollgebühren. Ein Zelt für eine Person sollte hierbei zwischen 500 und 1200 Gramm wiegen. Ein Zelt für zwei Personen bis 1500 Gramm. Das ist nicht ultraleicht, aber einigermaßen stabil und erschwinglich. Wir hatten auf dem Pacific Crest Trail das Double Rainbow von Tarptent dabei. Aus verschiedenen Gründen würde ich es nicht weiter empfehlen. Ich werde eine Rezension für dieses Zelt schreiben und hier hochladen, damit ihr die genauen Umstände nachlesen könnt. Aber wer meine Blogeinträge verfolgt hat, der wird wissen, dass wir etliche Zipper erneuern mussten und auch das ein oder andere Mal nass geworden sind. Ich habe auf dem Trail Zelte vieler verschiedenen Hersteller gesehen und auch hier kann man wieder die oben genannten Faktoren anwenden. Gute Zelte macht meiner Meinung nach die Firma Big Agnes. Besonders gut gefällt mir die Möglichkeit, nur das Innenzelt aufzubauen. Das hat den Vorteil, dass man zwar sicher vor Dreck und Krabbelviechern ist, aber trotzdem den Sternenhimmel genießen kann. Außerdem sind diese Zelte freistehend, was es einem ermöglicht fast überall aufzubauen. Ich würde beim nächsten Mal zu einem Zelt von Big Agnes greifen und zwar wahrscheinlich zu einem aus der Fly Creek Serie. Im Vergleich zu einem Tarp lädt man sich natürlich etwas Mehrgewicht auf. Meiner Meinung nach lohnt sich das Tragen eines Zeltes aber auf jeden Fall. Bedenkt, dass es euer zuhause für ein halbes Jahr ist. Ein Zelt bietet einfach mehr Privatsphäre, mehr Sicherheitsgefühl und mehr Wetterschutz. Außerdem schützt es euch auch vor Insekten. Wenn ihr zwischen einem Tarp und einem Zelt schwankt, dann empfehle ich das Zelt! Cowboycampen könnt ihr trotzdem, denn ein Tyvek sollte auch unters Zelt gelegt werden um das Material zu schützen. Mit einem Zelt seit ihr für alle Wetterlagen und Situationen gerüstet. Ihr könnt Sturm, Regen, Hagel und Schnee trotzen, bei gutem Wetter legt ihr euch trotzdem einfach unter die Sterne und wenn ihr mal ein wenig für euch sein wollt, zippt ihr einfach eure Türe zu und breitet euch aus. Noc kurz zu Biwacksack und Hängematte. Einen Biwacksack würde ich niemandem empfehlen, das Schlafen in einem solchen ist doch eher wie in einem Sarg zu schlafen und kann wohl kaum eine Option für sechs Monate sein. Die Hängematte kann erst ab einem bestimmten Zeitpunkt eingesetzt werden, denn auf den ersten 1500 Kilometern fehlen einfach die Bäume. Wenn Bäume vorhanden sind, hat die Hängematte den klaren Vorteil, dass man auch überall campen kann, wo der Untergrund uneben ist. Zeltnutzer müssen manchmal etwas länger nach einer geeigneten Stelle suchen, oder auf schrägem Untergrund zelten. Der Hängemattennutzer sucht sich einfach zwei passende Bäume und hängt. Der Nachtteil besteht in einem höheren Aufwand beim Aufbauen und der zusätzlichen Notwendigkeit von Tarp und Moskitoschutz. Im Grunde genommen ist es natürlich jedem selbst überlassen, wofür er sich entscheidet. Meiner Meinung nach ist aber für den Pacific Crest Trail eine Kombination aus Zelt und gelegentlichem Cowboycamping am besten geeignetet.

KUSCHELIG WEICH UND WARM WILL ICH SEIN, WENN ICH SCHLAFE

Da wir nun für Schutz vor Wetter und Insekten gerüstet sind, können wir uns um das zweite Bedürfnis kümmern: Wärme. Natürlich könnte man jede Nacht am Feuer liegen um warm zu bleiben, aber das ist wirklich nur in der Theorie nötig. Auf den ersten 2144 Meilen war es in diesem Jahr verboten Lagerfeuer zu machen. Außerdem ist es wohl utopisch anzunehmen, dass man nach einem langen Tag noch Feuer machen will und dieses auch die Nacht durch am Leben zu halten. Nein, ganz klar, ein Schlafsack muss her. Und hier gibt es mal wieder ein riesiges Angebot. In diesem Fall ist aber die Empfehlung ganz klar: Daunenschlafsack der Marke Cumulus. Cumulus ist eine polnische Firma, die sehr gute, leichte und verhältnismäßig günstige Schlafsäcke anbietet. Für einen Daunenschlafsack mit Komforttemperatur knapp unter dem Gefrierpunkt und einem Gewicht von etwa 700 Gramm zahlt man bei Cumulus etwa 200 Euro. Wenn man das mit den Preisen bekannterer Hersteller vergleicht ist das sehr preiswert. Ich selbst hatte einen Schlafsack mit Komforttemperatur bis -6 Grad dabei und war damit eigentlich fast immer warm genug. Maike hatte einen Schlafsack mit Komforttemperatur bis -2 Grad dabei und war auch zufrieden. Cumulus leistet also was es verspricht. Zudem sind die Schlafsäcke wirklich klein verpackbar. Mein Schlafsack hatte eine gestopfte Größe wie ein etwas zu klein geratener Fußball. Mit Kompressionsriemen ließe sich da sicher noch einiges an Platz sparen. Das ist sehr wichtig, denn euer Schlafsack wird im Rucksack den meisten Platz einnehmen. Zusätzlich zu dem geringen Preis, Gewicht und Packmaß sehen die Schlafsäcke von Cumulus auch noch spitze aus. Es gibt verschiedene Farben und man hat viele Möglichkeiten sie individuell anfertigen zu lassen, wie zum Beispiel Seite des Reißverschlusses oder verlängertem Fußbereich. Also kurz und knapp: Cumulus bekommt von mir eine klare Kaufempfehlung!

Manchmal gehts auch ohne Schlafsack

WIE MAN SICH BETTET SO LIEGT MAN – WO LEGE ICH MICH DRAUF?

Damit kommen wir zum zweiten Teil des Schlafsystems, der Isomatte. Hier gibt es zwei mögliche Typen. Isomatten aus Schaumstoff, oder Isomatten, die mit Luft gefüllt werden. Letztere sind deutlich komfortabler, da sie dicker und weicher sind. Auf dem Pacific Crest Trail halten sie sich mit den herkömmlichen Schaumstoffisomatten die Waage. Ich würde aber klar zu einer Schaumstoffisomatte raten, obwohl diese weniger Komfort bieten. Warum? Ganz einfach. Ich habe es viel zu oft miterlebt, dass es aus Zelten plötzlich kurz und laut geknallt hat. Was war passiert? Eine aufblasbare Matte hatte den Geist aufgegeben und war geplatzt. Ja das kam durchaus häufiger vor. Bedenkt, dass ihr die Matten einer täglichen, schweren Belastung aussetzt. Zudem ist der Untergrund oft steinig oder von Wurzeln übersät. Eine Luftmatratze ist eine feine Sache, aber für die Ansprüche auf dem Pacific Crest Trail ist sie nicht unbedingt geeignet. Natürlich besteht immer noch die Möglichkeit Matten auszutauschen oder zu flicken. Letzteres ist aber nicht sehr befriedigend, da die Matten an der geflickten Stelle trotzdem oft weiter Luft verlieren. Austauschen geht, wie auch die Erstbeschaffung ordentlich ins Geld. Luftmatratzen kosten schnell um die hundert Euro oder mehr, je nach Gewicht. Dieses ist auch oft deutlich höher als bei Schaumstoffmatten. Zur Verdeutlichung: Meine Isomatte wiegt um die 200 Gramm, während leichte Luftmatratzen etwa 400 Gramm wiegen. Der einzige Vorteil, den die Luftmatratzen haben, ist ihr geringeres Packmaß. Darüber kann man aber schnell hinwegsehen, denn die Schaumstoffmatte außen am Rucksackboden befestigt formt einen effektiven Fuß für den Rucksack, sodass er nicht umkippt. Meine Empfehlung ist also klar: Kauf dir für den Pacific Crest Trail eine Schaumstoffmatte, zum Beispiel die Trangoworld Light Plus und bewahre die Luftmatratze für den nächsten Campingplatzbesuch auf!

WASSER IST DIE TREIBENDE KRAFT EINES JEDEN THRUHIKERS

Als nächstes kümmern wir uns um das Thema Trinkwasser. Trinkwasser ist beim Wandern das A und O. Ohne Wasser geht gar nichts und das wirst du auf dem Pacific Crest Trail am eigenen Leib erfahren. Gerade in der Wüste ist es essentiell genügend Wasser mit zu führen. Das heißt, dass du zum Teil sechs oder mehr Liter Wasser mit dir tragen wirst. Wie bitte, wo soll das denn alles hin? Das ist eine Frage, die leicht zu beantworten ist. Ich hatte meist auf jeder Seite meines Rucksacks in den Außentaschen eine 1,5 Liter Flasche. Und zwar brauch man da nichts besonderes. Ich habe einfach leere Colaflaschen verwendet. Diese kosten nichts und lassen sich in den Städten einfach austauschen, wenn sie gammelig werden. Das habe ich aber auch nur zwei oder dreimal gemacht. Für die restliche Kapazität bieten sich Faltflaschen an. Das sind im Prinzip flexible, stabile Beutel, ein wenig wie Infusionsbeutel, mit normalem Flaschenverschluss. Es gibt sie von verschiedenen Herstellern, von noname und billig bis Marke und teuer. Am meisten genutzt werden die Beutel von Platypus und Evernew. Man verschleißt ein paar dieser Beutel während der Wanderung. Ich hatte zwei Evernewbeutel und habe keinen wieder mit nach Hause gebracht. Diese lassen sich aber in den meisten Orten nachkaufen, oder einfach online auf den Trail bestellen. Wo wir jetzt Flaschen für unser Wasser haben, müssen wir uns mal über die Reinigung Gedanken machen. Es gibt alle Arten von Filtern und chemischen Reinigungsmitteln. Die meisten Hiker nutzen mittlerweile den Sawyer Squeeze oder Aquamira. Ich würde auch nichts anderes empfehlen. Beide Möglichkeiten sind günstig und unübertroffen leicht. Aquamira ist ein chemischer Reiniger auf Chlorbasis. Zur Verwendung muss man zwei verschiedene Flüssigkeiten zusammenmischen und kurz miteinander reagieren lassen, das ganze wird dann ins Wasser gekippt. Ich persönlich habe Aquamira nicht verwendet. Ich bin kein Fan von Chemie in meinem Trinkwasser. Daher habe ich den Sawyer Squeeze benutzt. Das ist ein sehr leichter und günstiger Filter, der auf handelsübliche Flaschen aufgeschraubt werden kann. Dann kann man entweder direkt aus dem Filter trinken, oder das Wasser mittels Schwerkraft oder Druck durch den Filter in ein sauberes Gefäß filtern. Zur Absicherung hatte ich noch eine 50er Packung Micropur Forte dabei. Es kann ja immer irgendwas passieren und da ist es gut ein Backup zu haben. Ich würde, wie auch die meisten anderen Hiker also zum Sawyer Squeeze raten. Er ist einmal anzuschaffen, hält ein Leben lang und ist wirklich verlässlich und effizient. Warum aber überhaupt filtern? Ich will ehrlich sein, es gibt Leute die den Weg gehen ohne zu filtern. In Skandinavien oder den meisten Teilen Deutschlands mache ich das auch nicht unbedingt. ABER: In den USA gibt es Giardia. Ein mieses Darmbakterium, dass dir wirklich den Spaß am Wandern vermiesen kann. Es kann theoretisch überall vorkommen und ich kenne einige Hiker, unter anderem wahrscheinlich auch ich selbst, die davon betroffen waren. Also würde ich jedem dazu raten, jedes Wasser zu filtern, auch das was aus fragwürdigen Wasserhähnen kommt.

Water nearby

ESSEN SOLLTE MAN ABER AUCH NICHT UNTERSCHÄTZEN!

So das Thema Wasser ist geklärt, kommen wir zum Thema Essen. Und das ist eines der Nummer 1 Gesprächsthemen auf dem Trail. Was hast du im Rucksack, worauf hättest du jetzt Lust oder was kannst du gar nicht mehr sehen? All das sind typische Fragen während eines Hikertalks. Besonders in gemeinsamen Pausen wird viel über Essen geredet. Man ist immer auf der Suche nach neuen Ideen und Anregungen um seine eigene Diät zu optimieren. Und auch über die Art der Zubereitung wird viel gefachsimpelt. Ich werde zum Thema Essen noch einen gesonderten Bericht schreiben, daher geht es hier jetzt vielmehr um die Ausrüstung, die man zum kochen braucht. Und da gibt’s direkt die erste Überraschung: Man muss gar nicht kochen. Ich hatte auf dem Pacific Crest Trail keinen Kocher dabei und würde es wieder so machen. Alles was ich dabei hatte war die Snow Peak Titanium Trek Bowl und ein Titanlöffel. Mehr braucht man nicht. Die Schüssel kann man auch als kleinen Topf verwenden, zudem ist sie günstig und superleicht. Der Löffel ist das was du brauchst. Alles was man Outdoor isst, lässt sich löffeln. Meiner hatte oben noch so kleine Einschnitte, die eine Gabel simulieren, aber selbst das ist nicht nötig. Ein kleines Messer, zum Beispiel das Baladeo Leichtgewichtsmesser rundet das Setup ab. Zudem eignet sich ein leeres Erdnussbuttergefäß sehr gut um Nudeln oder Reis bereits einige Stunden vor Erreichen des Camps einzuweichen. Wer aber nicht auf echtes Kochen verzichten will, dem empfehle ich einen leichten Gaskocher mitzunehmen. Gas ist entlang des Trails leicht erhältlich und ist deutlich sicherer als andere Brennstoffe. In trockenen Jahren ist ohnehin nichts anderes erlaubt. Aber wie gesagt, eigentlich ist kochen nicht nötig. Es gab vielleicht vier oder fünf Tage, an denen ich mir ein warmes Essen gewünscht habe und dann gibt es meistens nette Hiker bei denen man ein wenig heißes Wasser abstauben kann, oder die Möglichkeit ein Feuer zu entzünden. An den anderen Tagen ist dir eigentlich so warm, dass du mit einem kalten Essen vollauf glücklich bist. Zudem wird somit das warme Essen in der Stadt noch viel besonderer.

Und damit wären wir für’s erste wieder am Ende. Die restliche Ausrüstung, die man jetzt noch braucht, oder nicht braucht, kommt im nächsten Teil!

Hier geht’s zurück zum ersten Teil!

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