Ledertramp

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PCT How to: Wie werde ich auf dem Trail nicht arm?

In diesem Artikel werde ich mich mit dem Thema Finanzen beschäftigen. Denn obwohl wandern kostenlos ist, muss man natürlich mit einigen Ausgaben rechnen. Gleich vorweg: Man kann für sein Abenteuer sehr viel Geld ausgeben, man kann aber auch mit schmalem Budget von Mexico nach Canada laufen. Ich habe auf dem Pacific Crest Trail sowohl Hiker kennen gelernt, die an die 10000 Euro verprasst haben und Hiker, die überhaupt kein, oder kaum Geld ausgegeben. Ich denke, dass die meisten Menschen, die sich auf einen Thruhike des Pacific Crest Trails begeben nicht gerade in Geld schwimmen. Daher werde ich in diesem Artikel darauf eingehen, wie und wo man Geld sparen kann und wie man trotz geringem Budget ein tolles Abenteuer erleben kann.

SCHON ZUHAUSE BEGINNT DER SCHLAUE SPARFUCHS ZU SPAREN

Man kann an allen Ecken und Enden etwas sparen und das kann sich wirklich zu einem ordentlichen Betrag ansammeln. Der Übersicht halber beginnen wir einmal mit den Ausgaben, die man hat, solange man sich noch zuhause befindet. Denn da fällt schon einiges an. Los geht es mit den Kosten für das Visum, da lässt sich natürlich nicht dran rütteln. 120 Euro werden für den Antrag fällig, zudem muss man die nächstgelegene Ambassy aufsuchen, was natürlich ebenfalls mit Kosten verbunden ist. Aber wenn man das Visum einmal in der Tasche hat, kann man mit dem Sparen beginnen. Zunächst einmal beim Flug. Hier lohnt es sich möglichst früh zu buchen und Preise zu vergleichen. Wir haben unsere Flüge im Reisebüro gebucht. Die haben dort noch mehr Möglichkeiten als wir am heimischen Rechner. Für Hin- und Rückflug haben wir nur etwa 800 Euro pro Person gezahlt. Es lohnt sich durchaus beide Flüge zusammen zu buchen, denn dann kommt man viel günstiger weg, als wenn man den Rückflug separat bucht. Nun werden manche sagen, dass man ja nicht weiß, wann man fertig wird, aber das macht nichts. Entweder man kauft eine Versicherung dazu, mit der man den Flug umbuchen kann, was ohnehin empfehlenswert ist, oder man gönnt sich ein paar Tage Puffer und verbringt vielleicht noch ein paar schöne Tage in Kanada. Der Hinflug geht nach San Diego, der Rückflug von Vancouver oder Seattle.

Sonnenuntergang in Washington

Wenn der Flug erledigt ist, kann es mit der Beschaffung der Ausrüstung losgehen. Da der Pacific Crest Trail normalerweise nicht die erste Trekkingtour ist, und auch nicht sein sollte, wird man sicher schon das ein oder andere Stück besitzen. Hier lohnt es sich, einmal alles durchzuschauen und zu überlegen, ob man es auf dem Pacific Crest Trail nutzen kann. Obwohl ich schon viel Ausrüstung besessen habe, habe ich mir doch einiges neu gekauft. Spartipps: Nicht bei Globetrotter einkaufen. Mit Sicherheit sind das sehr schöne Läden und man kann dort unter Umständen auch eine gute Beratung bekommen, aber oftmals sind die Sachen sehr teuer oder einfach nicht für den PCT geeignet. Ich würde empfehlen mich durch Blogs zu lesen, was andere Hiker verwendet haben und dann nach guten Angeboten in Onlineshops zu suchen! Man kann bei vielem sparen. Angefangen mit dem Rucksack. Mein Osprey Talon 44 hat nur etwa 90 Euro gekostet, kommt mit einer lebenslangen Garantie und ist für den Pacific Crest Trail gut geeignet. So kann man es bei seiner gesamten Ausrüstung machen. Kleidung, Isomatte, Küchenzubehör und Rucksack müssen nicht viel kosten. Lasst euch nicht durch tolle Namen und Herstellerversprechen zum Kauf motivieren. Meist halten diese nicht, was sie versprechen. Kleidung von Decathlon oder aus dem Discounter reicht vollkommen aus. Ebenso kann man getrost zu den günstigen Ospreys greifen, die im Übrigen die meist genutzten Rucksäcke auf dem Trail sind. In der Küchenabteilung lässt sich außerdem viel selbst bauen. Einzig und allein bei Zelt und Schlafsack sollte man zu hochwertiger Ware greifen. Schlafsäcke unbedingt bei Cumulus kaufen, da bekommt ihr das meiste für euer Geld. Bei Zelten bieten sich diverse Hersteller aus den USA an. Tarptent, Big Agnes, Six Moon Designs usw. Einfach mal bei Google die Ultraleichtzelthersteller aus den USA suchen. Am meisten vertreten sind auf dem Trail Tarptent, Big Agnes und auch Zpacks, wobei Zpacks sehr teuer ist.

Halten wir also fest: Schon zuhause lässt sich einiges sparen. Wenn man sich die Zeit nimmt, Preise zu vergleichen und nach Angeboten zu suchen, kann man bei Flügen und Ausrüstung schon etliche hundert Euro sparen.

JETZT ABER WANDERN: WEITER SPAREN AUF DEM TRAIL

Vor Ort geht das Gespare dann natürlich weiter. Genaugenommen hat man auf dem Pacific Crest Trail folgende Dinge, für die man Geld ausgibt: Essen, Unterkunft, Transport, Ausrüstung, Porto.

Essen macht hier natürlich den größten Teil aus. Mit der Zeit benötigt man immer mehr Nahrung, da der Kalorienverbrauch rasant in die Höhe steigt. Man will immer mehr und immer öfter essen. Das kann natürlich auf die Kasse gehen. Zunächst einmal muss ich sagen, dass die meisten Dinge im Supermarkt etwa zwei bis dreimal so teuer sind wie bei uns. Einiges noch erheblich mehr, anderes kann auch schonmal etwas günstiger sein. Käse und Brot ist zum Beispiel unfassbar teuer und auch nicht besonders gut, während Donuts total günstig sind. Wer also nicht arm werden will muss auf Burgerbrötchen und Frischkäse zurückgreifen. Aber das ist auch kein Problem. Zum Thema sparsam essen: Die Resupplystrategie ist hierbei das A und O. Ich werde zu dem Thema noch einen gesonderten Artikel veröffentlichen, da es da viele verschiedene Möglichkeiten gibt. Aber was die finanzielle Seite angeht, so bewährt es sich, in größeren Städten im Supermarkt einzukaufen, sich Resupplypakete voraus zu schicken und möglichst viel aus Hikerboxen zu nehmen. Was man auf keinen Fall machen sollte, ist einen kompletten Resupply aus einem dieser Country Stores zu holen. Die Läden in den winzigen Örtchen, die man ab Central California hauptsächlich hat, sind einfach nur überteuert. Klar, ich habe mir auch in fast jedem dieser Läden noch etwas geholt, aber nur weil ich Lust drauf hatte. Einen gesamten Resupply habe ich in einem solchen Laden nie gemacht. Zur Veranschaulichung: Ein Hiker hat in Sierra City für 160 Dollar eingekauft und er hatte gerade mal genug für die nächsten fünf Tage. Also: Wer sparen will, überlegt vorher, wann und wo er Essen einkauft und wo er sich welches hinschickt. In den Städten selbst will natürlich dann auch mal was richtiges gegessen werden. Auch hier ist Amerika teurer als Deutschland. Pizzen kosten an die zwanzig Dollar, Burger mit Pommes zwischen zehn und fünfzehn Dollar. Auch hier kann man gut sparen, wenn man selbst zubereitet. Ich habe mir trotzdem meistens in den Städten was leckeres gegönnt und mal ehrlich, einmal die Woche oder noch seltener ist das schon okay oder? Wer natürlich auch hier sparen will, der kann das ohne Probleme tun.

Deinen Proviant im Visier

Nun zum Thema Unterkunft. Hier lassen viele Hiker Unsummen verschwinden. Viele mieten sich in den Städten sofort in Hotels oder Lodges ein. Das schlägt natürlich sofort ganz schön ins Geld. Ich habe auf dem gesamten Trail nur zweimal für ein Bett bezahlt. Auch in den Städten findest du fast immer Möglichkeiten zum günstigen Zelten. Die meisten Orte haben Campingplätze mit Hikersites, wo man für ein paar Dollar zelten kann. Manche Orte bieten auch kostenloses Zelten für Thruhiker an. Manchmal kann man auch bei Trailangeln unterkommen, die die Thruhiker in ihren Gärten schlafen lassen. Hier gehört es sich eine Spende zu hinterlassen. Auch Couchsurfing ist in den größeren Orten, wie South Lake Tahoe oder Ashland eine gute Option! Wer richtig viel sparen will und keine Ausgaben haben will, zeltet abends auf dem Trail in Straßennähe, erreicht morgens die Stadt, macht seine Besorgungen und fährt abends wieder raus. Gerade beim Faktor Unterkunft lässt sich meines Erachtens das meiste Geld sparen. Viele Hiker geben in jedem Ort hundert Dollar für ein Bett aus, wer darauf verzichten kann, der spart sehr viel Geld.

Als nächstes kommt das Thema Transport. Es gibt eigentlich nur genau einen Ort, den man nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann, wenn man nicht laufen möchte und das ist Stehekin, der letzte Ort. Hier muss man sieben Dollar für den Bus bis in die Stadt zahlen. Ansonsten kommt man in alle Orte entweder zu Fuß oder kann trampen. Zuweilen lohnt es sich einen Trailangel anzurufen und ihn um einen Hitch zu beten. Hier gehört es sich, eine Spende anzubieten. Manche werden diese annehmen, andere werden sie ablehnen. Aber es gehört zum guten Ton, Geld anzubieten. Immerhin kostet es die Trailangel Zeit und Geld um euch abzuholen. Beim Trampen ist das anders, hier wird in der Regel kein Geld verlangt und auch nicht erwartet, dass man es anbietet. Eine Ausnahme ist Devilfish. Devilfish ist ein Ex-Thruhiker, der in diesem Jahr sehr viele Hiker geshuttlet hat. Er ist mit seinem Van der Herde der Thruhiker gefolgt und jeden Tag hunderte Meilen gefahren um Hiker zum Trail und in die Orte zu bringen. Er verlangt nie Geld von einem, freut sich aber über Spenden. Ich bin etliche Male von ihm gefahren worden, er taucht wirklich immer dann auf, wenn man ihn wirklich braucht! Wenn er diesen Service auch in den nächsten Jahren anbietet, wirst du ihm begegnen. Ihm Geld zu geben, tut aber überhaupt nicht weh. Er hilft einem wirklich an Stellen wo trampen nicht leicht ist und er versorgt einen auch mit wichtigen Informationen über die aktuellen Konditionen des Pacific Crest Trails und über den Bestand der Water Caches, von denen er auch einige selbst betreut. Ein Kerl, der sehr viel für die Hiker tut, in seinem Auto lebt und jeden Tag gefühlte 48 Stunden unterwegs ist im Dienste der Thruhiker.

Kommen wir zum letzten großen Ausgabepunkt. Porto. Wie oben genannt, lohnt es sich dringend in manche Orte Proviant zu schicken. Selbst mit Portokosten kommt man noch deutlich günstiger weg, wenn man sich an einen einfachen Trick hält. In Amerika zahlt man nicht unbedingt für das Gewicht eines Paketes, sondern vielmehr für die Verpackung, in der man es verschickt. Und hier kommt der Clou: In den Post Offices liegen so genannte Flatrate Boxen aus. Diese sollte man nicht verwenden. Sie sind total überteuert. Zur Veranschaulichung: Ein Paket in das du vielleicht gerade mal 4, 5 Tage Essen reinstopfen kannst, und das auch nur wenn du gut bist, schlägt mit 18 Dollar zu Buche. Der Trick ist, und das kennen noch nicht einmal alle Postbeamten, geschweige denn den Hikern, Regional Rate Boxen zu verwenden. Diese sind deutlich günstiger als die Flatrate Boxen. Der Haken an der Sache: Diese liegen nicht in den Post Offices aus, man muss sie sich bestellen. Aber das ist super easy. Einfach auf usps.com Regional Rate Boxen bestellen, ins Postamt von dem aus man auch den Proviant senden will schicken lassen und man bekommt sofort einen ganzen Stapel Pakete. Warum der Aufwand? Die Regional Rate Boxen sind viel größer, haben aber ein Gewichtslimit. Bei den B Boxen sind das 20 Pounds, also etwa 10 Kilogramm. Das sollte aber für eine Woche Proviant reichen. Der Clou ist, dass es nur etwa 10 Dollar kostet, dieses Paket voll beladen in einem Umkreis von 600 Meilen zu verschicken. Weiter schickt man in der Regel sowieso nicht. Du siehst also: Regional Rate hat nur Vorteile. Es ist billiger und du hast viel mehr Platz! Das Bestellen ist auch easy und du kannst dir die Boxen direkt ins Postamt liefern lassen, wo du sie dann hübsch vollpackst und abschickst!

Natürlich kann man auch noch an anderen Ecken und Enden sparen, zum Beispiel wenn man nicht ständig Bier trinkt. Ein weiterer Punkt sind Telefonkosten. Mobil zu sein, ist in Amerika ultra teuer. Zum Vergleich, wofür ich hier in Deutschland nur 8 Euro im Monat zahle, würde ich in Amerika midestens 40 Dollar loswerden. Es gibt ein Programm bei AT&T wo man sein Handy mit Guthaben aufladen kann und dann 10 ct pro Einheit zahlt. Das Dumme ist, dass das Guthaben nach drei Monaten automatisch verfällt. Ich habe auf dem gesamten Thruhike nicht telefonieren müssen und Empfang hatte ich sowieso nicht. Ich empfehle also, einfach gar nichts zu kaufen. Notruf geht immer, auch ohne Simkarte. Wenn man tatsächlich mal einen Anruf tätigen muss, ist eigentlich auch ein Hiker in der Nähe, der dir sein Handy leiht. Aber wie gesagt, ich hatte nie den Moment wo ich telefonieren musste. Also auch hier: Geld sparen! In den Orten hast du eigentlich fast immer Wlan um mit den Lieben daheim zu kommunizieren! Ich hoffe ich konnte dir einen guten Einblick geben. Bei weiteren Fragen, einfach in die Kommentare posten! Und zum Abschluss will ich dir noch kurz verraten, was mich der ganze Spaß gekostet hat, also all inclusive quasi: 2700 Euro. Das kannst du auch schon für zwei Wochen Malediven ausgeben. Und ich habe ein halbes Jahr lang einen Traum gelebt…

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