Ledertramp

Blog über modernes Nomadenleben, Natur, Freiheit und Lebenskunst

PCT Thruhike 2015: Old Station – Etna

Um fünf Uhr morgens klingelt der Wecker. Nur langsam komme ich aus den Federn. Es ist noch dunkel und ein harter Tag steht uns bevor. Wir wollen heute dreißig Meilen gehen und noch dazu müssen wir uns mit einem großen Wasservorrat durch die Hitze kämpfen. Wir brechen also bei Sonnenaufgang auf. Zunächst geht es bergauf, wir müssen das Tal aus dem wir kommen verlassen. Nach kurzer Zeit sind wir aber schon oben auf der Hat Creek Rim. Es geht also los. Schon früh wird es richtig warm. Die Aussicht ist wirklich schön. Am Horizont erscheint Mount Shasta. Der schneebedeckte Gipfel schaut über die Wolken.

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Nach acht Meilen bietet sich für uns nochmal die Möglichkeit eine Quelle zu nutzen. Dafür müssen wir allerdings 500 Fuß absteigen und zwar sehr steil. Unten angekommen zeigt sich das Wasser glasklar und kalt. Devilfish kommt dazu. Er will sich die Quelle mal ansehen, der Sidetrail ist nämlich neu. Nach einer kurzen gemeinsamen Pause ziehe ich weiter. Genau genommen geht es jetzt erst wirklich los. 22 lange, der Sonne ausgesetzte Meilen liegen noch vor mir. Es geschieht wenig, man reißt seine Meilen. Irgendwann taucht ein Water Cache auf. Dort stehen auch ein paar Stühle und ich lasse mich für eine Pause nieder. Sogar Schokolade gibt’s hier. Doch leider kann man nicht für immer sitzen bleiben und so ziehe ich bald weiter. Gegen Abend verlasse ich die Rim und gehe wieder bergab. Müde schlage ich an der ersten Wasserstelle, die ich finde das Zelt auf und lege mich direkt hinein.

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Erwartungsgemäß beginnen wir den nächsten Tag eher ruhig. Obwohl wir um sieben Uhr wach sind, geht es erst nach zehn Uhr los. Die Landschaft ist flach und es wird schon früh sehr warm. Der Plan ist, bis zu den Burney Falls zu gehen und dort eine längere Pause zu machen. Doch als wir nach vier Meilen einen Highway erreichen entdecke ich ein Schild, das einen Water Cache ankündigt. Eine Meile weiter befinden wir uns im Paradies. Bequeme Stühle, alles mögliche zu essen, ein Gaskocher, eine Solardusche, eine Solarladestation, eisgekühlte Soda, eine Dartscheibe und und und.

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Und so packen wir uns hin und genießen die Annehmlichkeiten. Wir kochen uns Pasta, trinken Zuckerwasser mit Geschmacksverstärkern, duschen, laden und verewigen uns auf der Holzbank. Es ist einfach zu gemütlich. Viel zu spät gehen wir weiter. Den Burney Falls State Park erreichen wir erst am Abend. Auch hier machen wir eine ausgiebige Pause. Zum einen gibt es tatsächlich mal wieder Internet und zum anderen sind die Burney Falls wirklich sehenswert.

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Aber ja auch hier müssen wir irgendwann wieder weg. Statt den noch geplanten acht Meilen gehen wir noch sechs. Wenn man bedenkt, dass wir gefühlt den ganzen Tag nur abgehangen haben, sind die 18 Meilen von heute doch keine schlechte Leistung und so liegen wir schließlich zufrieden im Zelt.

Für den nächsten Tag haben wir uns 25 Meilen vorgenommen, noch dazu soll es ordentlich bergauf und bergab gehen. Wir brechen mal wieder viel zu spät auf und machen uns erstmal auf den Weg zur nächsten Quelle. Diese ist nach drei Meilen erreicht. Wie im Moment fast immer liegt sie ein wenig offtrail und so lassen wir die Rucksäcke am Pacific Crest Trail stehen und machen uns mit den Flaschen hinunter zur Quelle. Nachdem wir gefiltert und ein zweites Frühstück eingenommen haben, gehen wir weiter. Es geht tatsächlich viel rauf und runter, meist durch den Wald. Nur hin und wieder bietet sich eine Aussicht.

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Nach zwölf Meilen ist es Zeit für die Mittagspause. Ich genieße die Sonne, bis es mir zu warm wird, hole Wasser, esse und lese. Ein Reh kommt vorbei und umkreist uns einige Male. Doch auch die schönste Pause muss irgendwann beendet werden und wir wollen ja hier nicht fest wachsen. So stiefeln wir weiter durch den Wald, kämpfen uns durch mannshohe Gewächse. Ganz zum Schluss verlasse ich den Wald und es bieten sich noch einmal tolle Aussichten.

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Ich wandere mit wunderschönem Blick auf Mount Shasta in den Sonnenuntergang. Als ich das Camp erreiche ist es schon fast dunkel und ich baue erschöpft das Zelt auf.

Am nächsten Tag kommen wir tatsächlich mal etwas früher los. Heute stehen sogar 26 Meilen auf dem Plan. Wir planen, die nächsten Tage immer etwa 25 Meilen zu gehen, weil wir am Freitag in Etna sein wollen. Der große Nachteil an Resupplypaketen ist, dass man häufig an die Öffnungszeiten der Post Offices gebunden ist, so auch in Etna. Es wird also eine anstrengende Woche. Der Pacific Crest Trail begrüßt mich mit tollen Aussichten, denen Fotos einfach nicht gerecht werden. Das menschliche Auge kann so weit sehen. Schicht für Schicht scheinen die Berge hintereinander geschoben zu sein.

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Später geht es wieder hinein in den Wald. Am Mittag mache ich eine Pause an einem Bach, der von grünen Gewächsen umgeben ist. Ich lüfte die Füße und hole mir etwas von dem eiskalten Wasser. Das ist immer wieder eine wahre Wohltat.

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Nach der Pause wird es etwas ungemütlich. Poison Oak überall! Das ist eine giftige Pflanze, die man nicht berühren sollte. Das ist hier allerdings nicht ganz einfach, ein Glück, dass ich mit langer Hose laufe. So laufe ich also Slalom durch die Botanik. Kurz vor Ende mache ich nochmal Halt um Wasser zu holen. The Secret, auch eine deutsche Hikerin kommt dazu und wir unterhalten uns gut. Sie will heute zur selben Campsite wie wir. Um halb sieben komme ich an der winzigen Campsite an, baue auf und genieße den Abend mit leckerem essen. Tortilla mit Hummus und Couscous, hmmmmmm!

Am nächsten Morgen bin ich noch müde von gestern. Aber ich muss trotzdem raus aus dem Zelt. Es geht sofort bergauf. Aber nicht besonders lang. An einem kleinen Bach tanke ich schnell einen Liter, dann geht’s weiter. Nur ein paar Meilen später lasse ich mich an einem weiteren Bach zur Pause nieder. Und dann passiert es. Während ich gemütlich Wasser filtere, stapft neben mir ein großer Schwarzbär die Böschung hinunter. Er nimmt keine Notiz von mir, obwohl er nur etwa drei Meter entfernt ist. Auf der anderen Seite geht er wieder hoch und verschwindet auf dem Pacific Crest Trail. Eine tolle Erfahrung. Ein so mächtiges Tier so nah zu sehen ist wirklich beeindruckend. Die nächsten Meilen kriege ich das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Weiter geht’s und weil es heute sehr heiß ist, brauche ich schon wieder Wasser. Diesmal wird es an einem rauschenden Fluss geholt.

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Danach geht’s sechs Meilen bergauf, was wirklich sehr schweißtreibend ist. Zum Glück bin ich im Wald und muss immerhin nicht in der prallen Sonne laufen. Oben angekommen gibt’s eine schöne Aussicht auf Mount Shasta und dann geht’s wieder runter. Der Pacific Crest Trail schlängelt sich hinab ins Tal. Irgendwann erreiche ich die Frontage Road, die mich nach Castella bringt. Dort hole ich mein Resupplypaket ab und gehe zum Campground, wo ich erschöpft das Zelt aufstelle. Als Maike ankommt ist sie ziemlich kaputt. Sie hat die Befürchtung, dass sie sich die Füße verletzt, wenn sie dieses Niveau bis Etna durchzieht. Also beschließen wir jetzt eine ruhige Woche einzuschieben.

Deshalb lassen wir uns am nächsten Tag sehr viel Zeit und gehen erst nach ein Uhr los. Zunächst müssen wir über zwei Trails wieder auf den Pacific Crest Trail kommen. Das ist schon tierisch anstrengend. Es ist heiß und steil. Auf dem Trail gehe ich ein paar Meilen, dann treffe ich Wrangler, den ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe. Ich setze mich dazu und wir palavern eine Weile. Viel zu spät gehe ich weiter, kämpfe mich bergauf, hole irgendwann Wasser für die Nacht und den Morgen. Eine Fledermaus schwirrt mir direkt vor dem Gesicht herum, so nah, dass ich Zähne und Augen sehen. Die hat sich wohl in Zeit und Beute geirrt. Ich gehe weiter und erreiche schließlich den Campspot. Hier treffe ich wieder einige Hiker, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Wir sitzen in einer gemütlichen Runde, Platypus liest eine Geschichte vor. Fürs Zelt ist zu wenig Platz und so schlafen wir schließlich im Mondlicht mit fantastischem Blick auf Mount Shasta und Castle Crags.

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Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen ist ebenso schön, wie der Untergang. Wir bleiben noch eine Weile liegen, bevor wir uns auf den Weg machen. Der Pacific Crest Trail windet sich langsam weiter nach oben. Obwohl ich gefühlt dauernd die Richtung ändere, bleibt Mount Shasta trotzdem fast immer in Sichtweite. Kaum zu glauben, dass der Schnee so nah ist, während wir hier in der Sonne schwitzen.

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An einer kleinen Straße treffe ich auf andere Hiker, die schon im Schatten rumliegen. Da auch ich eine kleine Abkühlung gebrauchen kann, geselle ich mich dazu. Die drei mit denen ich hier sitze sind äußerst lustig. Wir machen eine ausgiebige Pause. Später heben Maike und ich noch einen Geocache. Schließlich treffen wir uns alle am Deadfall Lake, wo uns ein unfreundliches altes Ehepaar nicht bei sich haben will. Daher ziehen wir ein paar Meter weiter. Gemütlich sitzen wir beim Abendessen zusammen und quatschen. Mit Sicherheit werden die Nörgler genervt an ihrem Platz hocken und sich über unser lautes Lachen ärgern. Aber wir haben viel Spaß und sitzen noch lange zusammen. Ein wirklich schöner Abend.

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Den Mittwoch verbringen Maike und ich als Zero Day am See. Wir waschen unsere Klamotten, gehen baden und liegen in der Sonne und lesen. Es passiert nicht viel und das ist auch gut so. Das ist der erste Tag seit Beginn unserer Reise an dem wir mal wirklich nur entspannen. Selbst bei Town Zero Days hat man ja immer was zu tun. Aber wir machen heute mal nichts und bewegen uns keine hundert Meter im Umkreis um das Zelt.

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Für den nächsten Tag haben wir uns aber mal wieder etwas Strecke vorgenommen. Nämlich etwa zwanzig Meilen. Der Pacific Crest Trail meint es dieses Mal ausnahmsweise gut mit uns. Steigung ist kaum vorhanden und so läuft es sich wirklich einfach. Bald schon kommen mir ein paar Dayhiker entgegen, die eine Trail Magic unten an der Straße ankündigen. Da läuft es sich dann direkt noch besser. Die Trail Magic entpuppt sich als Muffins, Obst, Bonbons und Tortilla Chips. Alles schmeckt sehr gut. Der Pfirsich ist genauso wie ich ihn mag. Weich und saftig, so dass einem der Saft in den Bart läuft. Herrlich! Danach geht’s weiter. Es ist schon wieder sehr heiß und zu alledem geht es jetzt auch noch eine Rim entlang. Es wird zunehmend diesig. In Kombination mit Brandgeruch schließe ich darauf, dass im Tal ein Waldbrand wüten muss. An einer kleinen Quelle mache ich schließlich eine Pause.

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Bei dem Studium der Karten und Trailnotes finde ich heraus, dass man auch vom Highway 3 nach Etna kommt. Das kommt uns gelegen, denn dann können wir doch noch am Freitag unser Resupplypaket abholen. Wir beschließen also zu versuchen, morgen nach Etna zu hitchen. Nach der Pause sind es dann nur noch sechs Meilen bis zu unserem Camp. Die gehen schnell vorbei und um kurz nach vier erreiche ich den Campspot. Ich stelle das Zelt auf und keine Sekunde zu früh. Sobald ich drin liege, donnert ein Gewitter heran. Glück gehabt! Den Rest des Abends verbringe ich mit planen und lesen.

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zum Highway. Es sind nur ein paar Meilen und die sind bald geschafft. Am Highway dauert es eine Weile, dann werden wir nach Etna mitgenommen. Hier wird erstmal das ganze Townprogramm absolviert. Der Plan ist, heute wieder rauszuhitchen, hoffentlich klappt das!

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