Ledertramp

Blog über modernes Nomadenleben, Natur, Freiheit und Lebenskunst

Rothaarsteig – Wandern im Wilden Westen Deutschlands

Im April 2014 bin ich den Rothaarsteig gewandert. Der Rothaarsteig ist ein 155 km langer Weitwanderweg im Rothaargebirge. Er beginnt im sauerländischen Brilon und endet im hessischen Dillenburg. Auf dieser Strecke geht der Rothaarsteig meist entlang des Kamms des Rothaargebirges, was spektakuläre Aussichten, viele Quellen, Wälder und Wiesen garantiert. Der Rothaarsteig war schon länger auf meiner Liste und mit meinem Semesterticket kann ich ihn auch noch kostenlos von zu Hause erreichen! Also habe ich um Ostern rum meinen Rucksack gepackt und habe mich auf den Weg nach Brilon gemacht.

 

Rothaarsteig Tag 1 – Ein Marathon zum Einstieg:

Rothaarsteig GipfelFrüh am Morgen geht es los in Richtung Rothaarsteig. Zuerst mit der Bahn nach Köln und dann Richtung Sauerland. Das ist der Plan. Leider hat direkt der erste Zug ordentlich Verspätung, sodass ich erst mittags in Brilon ankomme. Mit dem Bus kann man fast bis zum Beginn des Rothaarsteigs fahren. Der Einstieg ist schnell gefunden und schon geht es schnellen Schrittes raus aus dem kleinen und netten Örtchen Brilon. Schon bald führt einen der Weg durch erste Waldstücke und über einsame Felder. Früh ist die erste von vielen Quellen auf dem Rothaarsteig erreicht: Die Möhnequelle. Hier wird erstmal Wasser getankt. Die Quellen auf dem Rothaarsteig haben alle eine gute Trinkqualität und das Wasser schmeckt wunderbar! Einen Wasserfilter benötigt man auf dem gesamten Rothaarsteig nicht. Weiter gehts und bald ist der Borbergs Krichhof erreicht. Hier stehen alte mittelalterliche Kirchengrundmauern und eine kleine Kapelle mit Aussicht. Kurz dahinter wird der Wegverlauf des Rothaarsteigs steiler und unwegsamer. Es geht direkt den Berg hinauf, kraxeln ist angesagt! Rothaarsteig: Blick auf die Bruchhausener SteineDoch der steile Ansteig lohnt sich, denn wenig später wird man mit einem tollen Ausblick über die Täler und die Bruchhausener Steine belohnt. Auf diese geht es nun auch schnell zu. Bald komme ich nach Bruchhausen, wo die erste Etappe des Rothaarsteigs endet. Ich habe aber natürlich gerade erst angefangen und gehe zügig weiter. Da ich erst so spät in Brilon angekommen bin, muss ich etwas strammer gehen um mein Tagesziel noch zu erreichen. Wenig später erreiche ich den Richtplatz, die frühere Gerichtsstätte des kurkölnischen Gaugerichts. Hier hoch zu gehen war sehr anstrengend und so verschnaufe ich kurz bevor ich mich weiter auf den Weg in Richtung Langenberg mache. Der Langenberg ist der höchste Berg NRWs, dennoch bietet er keinerlei Aussicht. Er ist vielmehr ein bewaldetes Plateau. Aber immerhin steht dort oben eine nette Hängematte auf der man sich noch etwas entspannen kann. Das Wetter ist mäßig, ab und zu schneit oder graupelt es. Auf dem Clemensberg, den der Rothaarsteig kurze Zeit später erreicht, weht ein kräftiger Wind, sodass ich die Aussicht nur kurz genieße und mich bald an den Abstieg mache. Kurz darauf habe ich eine Begegnung mit einem Reh, dass auf dem Weg stehen bleibt, mich beobachtet und schließlich ins Gebüsch springt, wo offenbar ein zweites Reh auf das erste gewartet hat. Beide hüpfen aus meinem Sichtfeld. Der Rothaarsteig geht nun weiter in Richtung Küstelberg, wo auch schon die zweite Etappe endet. Rothaarsteig WaldinfozentrumFür mich geht es nun noch etwas weiter in die dritte Etappe, denn mein Ziel ist die Ruhrquelle. Hier gibt es ein Waldinfozentrum, das über den Nutzraum Wald informiert. Nett ist, dass dieses in einigen Pfahlbauten untergebracht ist, die sich optimal zum Übernachten eignen! Der Rothaarsteig ist ohne Zelt und Pensionen machbar. Wenn man etwas Planung nicht scheut, kann man vollkommen auf die Schutzhütten des Rothaarsteigs zurückgreifen. Ich komme abends an der Ruhrquelle an, bereite mein Nachtlager, hänge ein paar Klamotten zum Trocknen auf und gehe bald schlafen.


 

Rothaarsteig Tag 2 – Eisgekühlter Drink, ungekühlte Pisten und der Kahle Asten:

Rothaarsteig Kahler AstenMeine erste Nacht auf dem Rothaarsteig war bitterkalt. Ich habe zwar einen Daunenschlafsack, der einen bis knapp unter Null warm hält, aber es war deutlich unter Null. Daher habe ich dann alles was ich an Klamotten hatte angezogen und es hingenommen. Am Morgen habe ich einen Eisblock in meiner Trinkflasche. Gut dass die Sonne scheint! Das Wetter heute ist einfach grandios und so wird schnell gefrühstückt und losgewandert! Die Hütte hat sich zum Schlafen sehr gut geeignet, direkt an der Quelle. Leider auch direkt an der Straße, was nicht ganz so schön war, aber man nimmt was man kriegt. Weiter gehts bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Winterberg. Der Weg dorthin ist auch wirklich schön. Dann kommt leider wieder der Zivilisationskontakt. Man stiefelt schnell durch Winterberg durch und geht dann durch das Wintersportgebiet, was im Sommer echt merkwürdig aussieht. Schon bald hinter Winterberg kommt man zum Rothaarsteig HängebrückeWanderparkplatz am Kahlen Asten. Hier ist natürlich deutlich mehr los, als noch gestern. Gestern habe ich tatsächlich wenig Leute getroffen, aber der Kahle Asten lockt natürlich die Leute an. Zu recht, wie ich schon beim Aufstieg durch das hübsche Wäldchen bemerke. Oben auf dem Berg bietet sich dann eine tolle Heidelandschaft. Viele Infotafeln informieren über die klimatischen Besonderheiten der Region. Im Astenturm fülle ich Wasser auf und mache danach ein Päuschen in der Sonne. Danach geht es weiter nach Neuastenberg und Langewiese. Hier besticht der Rothaarsteig nicht gerade durch Schönheit, es ist einiges an Asphalt dabei. Kurz vor Langewiese entspanne ich meine strapazierten Füße in einer Kneippanlage an einem Barfußpfad. Hinter Langewiese geht es glücklicherweise wieder mit schöner Landschaft weiter und ich bekomme wieder schöne Aussichten geboten. Wenig später teilt sich der Weg in zwei Varianten. Ich wähle die offizielle, welche an verschiedenen Skulpturen im Wald vorbei führt. Ziemlich bald geht der Weg über Stege in den Wald hinein und man erreicht nach etwas Wandern eine Hängebrücke. Die ist als kleines Extra eingebaut, ist nicht Teil des Weges, macht aber Spaß! Der Rothaarsteig geht weiter und schon bald habe ich mein heutiges Tagesziel erreicht. Die Schutzhütte an der Millionenbank.Schutzhütte Millionenbank


Rothaarsteig Tag 3 – Morgensonne, Weitsicht und Talschönheit:

Die Nacht war wieder recht kühl. Am nächsten morgen geht die Sonne direkt vor der Hütte auf, was wirklich toll ist. Ich frühstücke, packe und wandere los. Immer dem Rothaarsteig folgend, geht es direkt in Richtung Jagdhaus, einem winzigen Örtchen, was man kurzerhand hinter sich lässt. Bald dahinter geht der Weg wieder über den Kamm und man kommt an wirklich schönen Aussichten vorbei. Das ist überhaupt etwas, was sich über den ganzen Rothaarsteig zieht: Die Aussichten. Die sind oft wirklich klasse und laden allesamt ein zum Rasten.

 

Rothaarsteig AusblickSo viel Pause kann man aber gar nicht machen und deshalb gehe ich weiter auf dem Rothaarsteig in Richtung Rhein-Weser-Turm, wo ich kurz mal Wasser tanke nur um dann zügig weiter zu gehen. Bald erreiche ich das Schwarzbachtal und was soll ich sagen, hier ist es einfach nur schön! Man geht lange Zeit am Schwarzbach entlang, die Sonne tut ihren Teil zu einem perfekten Tag! Hier herrscht einfach Frieden. Der Rothaarsteig ist in diesem Tal nur sehr mäßig frequentiert, was dazu führt, dass ich mich hier eine Weile aufhalte. Ich schlendere herum, genieße die Ruhe, das schöne Wetter und den Frieden an diesem Ort. Der Rothaarsteig hat mich gepackt. Der mit Abstand schönste Teil des Weges, hier habe ich ihn gefunden.

 

Hier einfach einige Bilder aus dem schönen Tal:

SchwarzbachtalIch erreiche das Schwarzbachtal auf dem Rothaarsteig.

 

 

 

 

 

 

 

Schwarzbach IdylleDer Schwarzbach ist mein ständiger Begleiter auf diesem Teil des Rothaarsteiges.

 

 

 

 

 

 

 

Schwarzbachtal-BrückeBis ich ihn schließlich überquere und hinter mir lasse, während mich der Rothaarsteig wieder bergauf führt.

 

 

 

 

 

 

 

Wenig später erreiche ich den Dreiherrenstein, wo ich eine Pause einlege. Danach ist mein Etappenziel schnell erreicht. Die Ferndorfquelle. Hier lässt es sich auch super aushalten, aber es ist mir einfach noch zu früh und so entschließe ich mich, noch etwas weiter zu gehen. Ich wandere also noch weiter zur Ruine der Ginsburg. Dort gibt es oben auf dem Turm einen Aussichtspunkt mit klasse Rundumsicht. Auf der Hälfte des Turms befindet sich eine Außenstelle des Standesamtes. Ich schaue mir das ganze an und denke, dass der Raum in dem man heiraten kann, praktisch zum übernachten wäre. Ich also wieder runter und gucke, ob irgendwo Öffnungszeiten angeschlagen sind, aber nein! Und so verbringe ich die nächste Nacht im Standesamt.


Rothaarsteig Tag 4 – Quellen, die überquellen:

Rothaarsteig Ilsequelle
Die Nacht war laut und kalt. Es hat draußen extrem gestürmt und obwohl ich in einem Gebäude war, war es ziemlich kalt. Ich breche recht früh auf. Schnell erreiche ich Lützel und betrete dahinter den Eicherwald. Hier verläuft der Rothaarsteig entlang der Eder, deren Quelle man auch bald erreicht. Und kurze Zeit später ist man auch schon bei der Siegquelle. Auf der Sieg bin ich schon viel gepaddelt, daher ist es echt lustig zu sehen, wie klein dieser Fluss beginnt. Ich wandere weiter auf dem Rothaarsteig durch schönes Waldgebiet und erreiche bald die Ilsequelle. Dem Wasser der Quelle werden heilende Kräfte zugesprochen und ich muss sagen, es schmeckt wunderbar. Ich schütte meine Vorräte aus um es mit dem Wasser der Ilsequelle wieder aufzufüllen. Das lass ich mir nicht entgehen! Im weiteren Verlauf erreicht der Rothaarsteig die Grenze zwischen Hessen und NRW auf der man eine Zeit lang wandert. Am späten Mittag erreiche ich mein heutiges Ziel: Die Dillquelle. Nach dieser kurzen Tagesetappe entspanne ich den Rest des Tages an der genialen Hütte und genieße den Tag. Morgen werde ich den letzten Rest bis nach Dillenburg gehen.


Rothaarsteig Tag 5 – Morgenmystik auf dem Weg nach Dillenburg:

Rothaarsteig Mond
Die letzte Nacht auf dem Rothaarsteig war warm und still. Ich habe wunderbar geschlafen. Die Hütte an der Dillquelle ist wirklich sehr zu empfehlen, alles was man braucht, vom Grill über Mülltonnen bis hinzu schönen Bänken. Ich gehe früh morgens los und werde mit tollen Bildern vom Mond und dem Sonnenaufgang belohnt. Der Rothaarsteig will mich gebührend verabschieden. Ich komme schnell voran und erreiche schon bald die Stadt Dillenburg. Auf dem letzen Stück gab es nicht mehr allzuviel zu sehen, dennoch ein schöner Abschluss der Tour. Früh mittags erreiche ich den Bahnhof und fahre nach Hause.

 

 

 

 

 

 

Rothaarsteig MorgenstimmungFazit:
Der Rothaarsteig hat mich wirklich überrascht. Er verläuft größtenteils durch schöne Landschaft abseits von Orten und Straßen. Ich empfehle den Weg weiter. Er bietet die Möglichkeit ohne lange Anreise eine schöne Trekkingtour zu machen. Dank der Hütten auch ohne Zelt machbar!

 

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