Wir sitzen also bei McDonalds und probieren uns durch das Angebot. Vegetarier finde hier naturgemäß nicht viel und so essen Maike und ich jede Menge Süßkram. Aber das ist auch nicht schlecht. Wir bleiben ein paar Stunden, unterhalten uns mit anderen Hikern und mit interessierten Gästen. Wir trinken literweise Cola, denn hier gibt’s ja Free Refill. Am Ende füllen wir uns sogar noch nen Liter Cola für unterwegs ab. Dann geht’s weiter auf dem Pacific Crest Trail. Es geht sofort bergauf. Die Aussicht ist topp, auch wenn sie etwas von der Interstate gestört wird. Wir kämpfen uns den Berg hoch und schwitzen wie blöd. Mike und mir tropfen die Gesichter. Es ist gut warm. Irgendwann erreichen wir eine kleine Straße. Wir sind absolut bettreif und suchen einen Zeltplatz. Schließlich finden wir einen guten,  bauen die Zelte direkt nebeneinander auf.

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Ein Coyote schaut vorbei und lässt sich von uns nicht aus der Ruhe bringen. Gemütlich stapft er den Berg hinauf. Zwei andere Hiker kommen vorbei und bauen neben uns auf. Wir genießen den Sonnenuntergang, essen gemeinsam zu Abend und gehen dann schlafen.

Als wir am nächsten Morgen aufwachen ist mal wieder alles voller Kondenswasser. Dafür haben wir einen klasse Blick ins Tal, das wolkenverhangen ist.

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Nach dem Frühstück wandern wir los. Es geht sofort voll los. Wir müssen einige Höhenmeter machen. Zunächst machen wir eine kleine Detour um ein Stück des Pacific Crest Trails zu umgehen, wo besonders viel Poodle Dog Bush wächst. Nach fünf Meilen machen wir eine Pause zusammen mit anderen Hikern.

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Danach geht’s weiter bergauf. Es ist tierisch anstrengend und man bekommt unglaublich viel Durst. Glücklicherweise ist es nicht heiß heute. Im Gegenteil, wenn man anhält wird einem richtig kalt. Wir haben erfahren, dass das der nasseste Mai aller Zeiten ist. Ausgerechnet dieses Jahr! Von der Dürre kriegen wir nicht viel mit. Wir wandern also und immer wieder haben wir tolle Aussichten.
Je höher wir kommen umso rauer wird es. Wir erreichen die Wolken und auch Schnee liegt hier. Irgendwann kommt es mir vor als würden wir durch eine Winterlandschaft wandern.

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Nachdem es noch einige male rauf und runter gegangen ist, erreichen wir den Highway. Dort steht schon ein älterer Herr mit seinem Auto bereit. Nach einer kleinen Geschichtsstunde bringt er uns nach Wrightwood. Dort gehen wir erst mal eine Pizza essen. Die ist echt super! Ich habe eine riesige Calzone gefüllt mit frischem Gemüse, Mozzarella, Tomatensauce und Ricotta. Oben drauf ist sogar noch Parmesan.

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Danach gehen wir in ein Methodisten Camp, wo wir die Nacht verbringen wollen. Wir beziehen ein Bunk und hauen uns aufs Ohr. Man sind wir durch!

Die Nacht war wenig komfortabel. Man hat sich doch schon an die Nächte im Zelt gewöhnt. Eine vollkommen gerade Fläche kommt einem da schon komisch vor. Wir packen zusammen und machen uns auf den Weg zur Cinnamon Bakery und setzen uns mit herrlichem Gebäck in die Sonne.

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Danach ziehen wir einfach nur weiter in den nächsten Laden. Im Village Grind gönne ich mir einen köstlichen Schokoshake. Dann laden wir die Elektronik auf und vertrödeln die Zeit. Da wir ja Hikertrash sind, gehen wir natürlich noch schön essen. Diesmal gibt’s einen Jalapeñoburger mit Fries für mich, echt super lecker. Danach wird noch ein wenig Resupply betrieben und mit den anderen Hikern gequatscht. Wir sind mittlerweile als „The Germans“ ziemlich famous auf dem Pacific Crest Trail. Sogar manche Locals haben schon von uns gehört.
Am Nachmittag stellen wir uns an die Straße um wieder zum Trail zu hitchen. Das klappt auch recht schnell und schon geht’s für uns wieder bergauf durch die Wolken. Mit all dem Townfood im Magen läuft es sich schwer. Zum Glück wollen wir heute nur drei Meilen gehen und dann die Zelte aufbauen. Das nennt sich ein Nero Day (Nearly Zero). So machen wir das dann auch. Wir erreichen den Jackson Flat Group Campground und bereiten die Nacht vor. Es ist kalt und wir machen unser erstes Lagerfeuer. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es heute warmes Abendessen gibt. Schön! Nach dem Essen sitzen wir noch etwas am Feuer, dann gehen wir alle schlafen.

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Der Morgen beginnt sehr entspannt. Maike und ich stehen als letzte auf. Wir frühstücken, packen zusammen und gehen los. Die ersten zwei Meilen verlaufen noch auf dem Pacific Crest Trail. Ab Vincent Gap gehen wir allerdings eine Detour. Auf einem kurzen Stück des Pacific Crest Trails lebt eine, vom aussterben bedrohte Froschart, daher müssen die Hiker eine sehr lange Umleitung gehen. Wir betreten den Manzanita Trail, der uns langsam talwärts führt. Gegen 11:30 erreichen wir einen Campground, Zeit für eine Mittagspause.

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Es ist schön warm und wir genießen die Zeit. Schließlich geht’s weiter. Diesmal geht’s bergauf. Wir treffen mal wieder auf eine Gruppe Häftlinge, die den Trail in Stand halten. Und sie haben gute Arbeit geleistet. Wir steigen auf zum Devils Chair, einer Steinformation. Es ist super steil und extrem anstrengend. Keuchend kommen wir oben an und genießen die Aussicht.

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Danach wechseln wir auf den Burkhart Trail. Es geht hinauf und hinunter. Zwischendurch schieben wir kurze Pausen ein und tanken Wasser auf. Irgendwann beginnen wir den Anstieg auf den Burkhart Saddle. Etwa tausend Höhenmeter müssen in kurzer Zeit bewältigt werden. Es ist sehr anstrengend. Ich falle in eine Trance, denke an nichts und gehe einfach hoch. Oben angekommen fallen Andy und ich auf den Boden. Hier oben fegt ein kalter Wind und wir verkriechen uns unter unseren Schirmen. Leider sind wir zu blöd im windgeschützten Bereich auf Maike zu warten und so frieren wir tierisch. Ich glaube mir war noch nie so kalt. Als Maike kommt schnappe ich mir ihre Z-Lite und baue mir einen Mini-Shelter. Nach einer kurzen Pause machen wir uns an den Abstieg. Er zieht sich sehr hin. Wir sind vollkommen erschöpft. Als wir endlich den Campspot erreichen gehen wir sehr bald schlafen.

Für heute nehmen wir uns etwas weniger vor. Etwa 17 Meilen bis zu einem Campspot in den Bergen. Wir haben extrem lange geschlafen, fast 12 Stunden. Und auch der Morgen beginnt mehr als entspannt. Wir lassen erstmal alles in der Morgensonne trocknen. Nach dem Frühstück versorgen wir uns noch mit Wasser aus dem Bach, dann wandern wir los.

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Zwei Meilen später treffen wir Mike, der gestern etwas weiter gelaufen und ist. Er erzählt uns, dass vor uns drei andere deutsche Hiker sind. Maike kennt die schon von ihrem Blog. Bei unserer ersten Pause treffen wir sie dann auch. Wir sitzen entspannt an der Straße und plötzlich hält eine Frau im Auto an und gibt uns frisches Obst. Man lernt den Wert von frischen Nahrungsmitteln auf dem Pacific Crest Trail ganz neu kennen und deshalb freuen wir uns sehr. Es sollte der Beginn eines Trail Magic Marathons werden. Wenig später, zur genau richtigen Zeit für eine ausgedehnte Mittagspause, kommen wir an einer Cabin vorbei, wo zwei Trail Angel einiges aufgefahren haben. Es gibt Obst, Burger, Donuts, Schokolade, Brownies, Chips und Bonbons. Was für ein Schmaus.

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Wir bleiben eine gefühlte Ewigkeit, genießen das Essen und die Sonne. Ich denke wieder einmal was das nur für ein genialer Lifestyle ist. Obwohl wir tagein tagaus wandern und unsere Körper an Grenzen bringen, ist es doch immer wieder toll. Es ist als wäre man eine Art beliebter Obdachloser. Wir sind obdachlos und sehen auch so aus und trotzdem lieben uns alle, weil wir Geschichten zu erzählen haben. Ich hatte zuerst immer gedacht, dass mich die Erfahrung der Natur am meisten beeindrucken wird, aber es sind die Menschen, die mich am meisten staunen lassen. Die anderen Hiker, die Trail Angel und die Locals, alle Menschen, denen ich hier begegne machen den Trail zu dem was er ist. Es ist großartig all diese Menschen zu treffen und vieles ist für den deutschen Hiker neu. Die Menschen sind hier so offen und gastfreundlich stinkenden Fremden gegenüber, das würde es in Deutschland so nicht geben. Wir vertrödeln also eine Menge Zeit bei den Trail Angeln und gehen am nachmittag weiter. Kurze Zeit später erreichen wir die nächste Trail Magic, wieder in Form von Obst. Ich gönne mir noch ein paar Erdbeeren, eine Banane und nehme mir noch eine Orange mit. Danach geht’s auf die letzten Meilen. Am Schluss geht’s nochmal steil bergauf. Schließlich erreichen wir den Campspot und bauen die Zelte auf. Es ist schon wieder tierisch kalt und so verkriechen wir uns nach dem Abendessen in die Schlafsäcke.

Als wir aufwachen ist es um uns herum wolkig. Alle stecken noch in ihren Zelten, nur Mike frühstückt schon. Weil Andy heute Geburtstag hat stimmen wir Happy Birthday an. Später schenken wir ihm eine große Packung Wasserbombem, mit denen wir auf dem Acton Campground eine Schlacht machen wollen.

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Bald brechen wir auf. Schon nach kurzer Zeit müssen wir unsere Wasservorräte auffüllen. Danach passiert nicht wirklich viel. Der ganze Tag steht im Zeichen des Poodle Dog Bush, der wirklich überall hier wächst. Man muss ihm ständig ausweichen, was echt nervig ist, aber das gehört wohl dazu. Wir pausieren an einer Feuerwehrstation und legen uns ein wenig hin. Danach machen wir uns an die letzten 12 Meilen. Sie ziehen sich. Das Wetter ist wechselhaft und es ist anstrengend. Schließlich entscheiden wir schon eine Meile vor unserem eigentlich Ziel aufzubauen, weil wir eine windgeschützte Stelle entdecken. Wir verkriechen uns bald im Zelt, da es schon wieder sehr kalt wird.

Leider geht es mir seit ein paar Tagen nicht ganz so gut. Ich fühle mich ein bisschen schwach und der Magen funktioniert auch nicht ganz. Deshalb fällt mir das Wandern zur Zeit etwas schwer. Ich habe gehört, dass einige Hiker im Moment krank sind, es scheint was rum zugehen. Deshalb entscheiden wir, dass wir auf dem Acton Campground mindestens einen Zero Day machen. Ich muss wahrscheinlich einfach mal wieder zur Ruhe kommen. Der Tag selbst beginnt nebelig und kalt. Wir brauchen lange bis wir aus den Federn kriechen. Dann geht’s los. Immer bergauf und bergab. Wegen des Wetters sieht man nicht viel, aber wieder einmal nimmt der Poodle Dog Bush unsere volle Aufmerksamkeit. Wir laufen etwa sieben Meilen. Dann erreichen wir eine Ranger Station, wo wir Wasser auftanken und eine Cola trinken. Wir pausieren etwa eine Stunde und dann geht’s weiter. Kur vor unserem Ziel treffen wir auf den Truck von Copper Tone, der uns mal wieder mit Leckereien versorgt. Wir bleiben ein bisschen, dann gehen wir zum Campground und bauen unser Zelt auf. Der Platz ist voller Camper. Jetzt das Wochenende ist Memorial Day. Wir duschen, waschen und ordern noch eine Pizza. Dann gehen wir müde schlafen.

Die nächsten zwei Tage vergehen unspektakulär. Ich gehe zum Arzt im Emergency Room, kaufe ein und ruhe mich aus. Ansonsten beobachten wir die Mexikaner und die Asiaten, die hier campen und riesige Gelage starten. Irgendwie wird es dann ein bisschen besser und wir beschließen am Montag weiter zu gehen.

Gesagt getan. Wir gehen los und es ist erstmals wieder richtig warm und Wüste. Sofort geht’s steil bergauf und zwar in der prallen Sonne. Das strengt direkt an und die Gatorade, die ich wegen meiner Verdauungsprobleme trinke löscht nicht wirklich den Durst. Aber wir ziehen munter weiter.

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Irgendwann erreichen wir einen Tunnel, der unter der Interstate lang führt. Dahinter finden wir ein schattiges Plätzchen zum Pause machen. Dort kommen uns schon einige Day Hiker entgegen. Wir ahnen, dass hier gleich irgendwas kommt. Und tatsächlich, die nächsten Meilen bis Agua Dulce wandern wir durch die spektakulären Felsformationen von Vasquez Rock. Hier wurde Star Trek gedteht. Rote Steine, von der Urzeit geformt. Sehr schön.

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Kurz danach erreichen wir Agua Dulce und machen erstmal Siesta.