Was ist der Pacific Crest Trail?
Der Pacific Crest Trail ist einer der drei großen Trails der Vereinigten Staaten von Amerika. Zusammen mit dem Appalachian Trail und dem Continental Divide Trail bildet er die Triple Crown of Hiking.
Der Pacific Crest Trail verläuft auf 2650 Meilen (ca. 4250km) von Mexico nach Kanada. Er beginnt an der Grenze von Mexico und Kalifornien im kleinen Ort Campo. Von dort aus schlägelt er sich durch 26 National Forests, 7 Nationalparks, 5 State Parks und vorbei an 4 National Monuments durch Kalifornien, Oregon und Washington. Der Pacific Crest Trail endet an der Grenze zu Kanada im Manning Park. Von dort aus ist es nicht mehr weit nach Vancouver.
Wir haben uns also vorgenommen diese weite Strecke zu gehen. Zusammen mit einigen hundert anderen Thruhikern werden wir Ende April in Campo starten und nach Norden wandern. Den Pacific Crest Trail als Northbounder (also nach Norden) zu wandern ist die gängigste Art und Weise. Nur ein Bruchteil der Wanderer jedes Jahr machen sich nach Süden auf und starten somit in Kanada. Die meisten Thruhiker brauchen etwa fünf Monate um den gesamten Trail zu laufen. Auf dem Pacific Crest Trail werden wir mit einer Fülle an unterschiedlichen Landschaftsformen verwöhnt. Zunächst wandern wir durch die Wüste, wir werden der Sonne ausgesetzt sein und durch den heißesten Ort der USA wandern. Von einem Extrem ins Andere führt uns der Pacific Crest Trail nach der Wüste in die High Sierras, Kaliforniens Hochgebirge. Hier müssen wir oft durch Schnee wandern und Berge von über 4000m Höhe besteigen. In Oregon und Washington wandern wir schließlich durch Vulkanlandschaft, Wald- und Seenlandschaft und schließlich den Regenwald des Pazifischen Nordwestens. Du siehst also, der Pacific Crest Trail bietet so einiges!
Interessante Fakten über den Pacific Crest Trail
Der Pacific Crest Trail gehört zu den schönsten und längsten Wanderwegen der Welt. Obwohl er international bekannt ist, haben es weniger Menschen geschafft den gesamten Pacific Crest Trail zu wandern, als den Mount Everest zu besteigen. Im Übrigen erklimmt auf dem Pacific Crest Trail auch so viele Höhenmeter, als würde man den Mount Everest 16 mal besteigen und wieder verlassen. Bei weitem nicht jeder, der es versucht schafft es im Endeffekt auch. Die meisten Gründe für einen Abbruch sind mentaler Natur, aber es kann natürlich auch immer passieren, dass man sich verletzt. Man wandert auf dem Trail durch Gebiete in denen Bären, Berglöwen und Klapperschlangen leben. Viele Menschen finden das unheimlich, wenn ich ihnen davon erzähle. Tatsächlich wurden auf dem Pacific Crest Trail meines Wissens nach noch keine Menschen von Bären oder Löwen getötet. Einen Berglöwen zu sehen gehört sowieso in den Bereich des unfairen Glücks. Viel unheimlicher finde ich persönlich die langen Strecken auf denen man ohne Wasser auskommen muss. Oftmals liegen zwischen Quellen bis zu 30 Kilometern! Stell dir vor, du wanderst bei 60 Grad in der prallen Sonne und weißt, dass das nächste Wasser erst in 25 Kilometern kommt. Zudem ist all dein Wasser, was du dabei hast, nicht mehr wirklich auf Erfrischungstemperatur. Die Hitze ist also eine definitiv größere Gefahr, als das Wildlife auf dem Pacific Crest Trail. Ich habe bisher keine Erfahrung mit dem Wandern in der Wüste. Dieses Jahr konnten wir in Norwegen (!) schon einmal erfahren, wie es ist in der Hitze zu wandern. Aber ich denke, dass der Pacific Crest Trail uns noch einmal deutlich mehr einheizen wird. Trotzdem freue ich mich sehr auf die Wüste, denn was ich bisher an Bildern davon gesehen habe, sieht grandios gut aus!
Aber nicht nur das Wasser kann auf dem Pacific Crest Trail mal knapp werden! Wenn du täglich 30 Kilometer wanderst, dann musst du viel und oft essen. Normalerweise verbrennst du am Tag etwa 2000 Kalorien, auf dem Pacific Crest Trail werden wir eher 5000 bis 6000 Kalorien am Tag verbrennen. Diese Masse an Kalorien aufzunehmen ist natürlich nicht ganz leicht, zudem musst du das ganze Essen auch noch mit schleppen. Alle paar Tage kreuzt der Pacific Crest Trail eine Straße. Das kann alles sein, vom staubigen Pfad bis hin zur Interstate. Die meisten Thruhiker versuchen dann in die nächste Stadt zu trampen, um sich mit Essen einzudecken, vielleicht mal zu duschen, die technischen Geräte aufzuladen oder nach WLan zu suchen um den Blog zu aktualisieren.
Menschen des Pacific Crest Trail
Der Pacific Crest Trail lockt die unterschiedlichsten Menschen an. Lustig zu beobachten ist, dass am Ende alle irgendwie ähnlich aussehen. Dreckig, bärtig und mit muskulösen Beinen. In der Trekking-Szene und somit auch auf dem Pacific Crest Trail gibt es den Begriff Hiker Trash. Dieser bezeichnet die Pacific Crest Trail Thruhiker und ihren nomadischen, einfachen Lebensstil. Eine genaue Definition gibt es nicht, aber HIER könnt ihr nachlesen, was alles zum Guten Ton eines jeden zählt, der sich als Hiker Trash bezeichnet. Auf dem Pacific Crest Trail findet sich mit der Zeit eine Menge Hiker Trash, einige sind es schon von Anfang an, andere werden es mit der Zeit, am Ende sind wir fast alle Hiker Trash. Im Moment erhält der Pacific Crest Trail einen enormen Zuwachs an Interesse. Vor ein paar Jahren ist ein sehr erfolgreiches Buch namens „Wild“ erschienen. Dieses Buch ist eine Autobiographie einer jungen Frau, die ihr kaputtes Leben auf dem Pacific Crest Trail neu organisieren wollte. Dieses Buch wurde unter gleichnamigem Titel im letzten Jahr mit Reese Witherspoon in der Hauptrolle verfilmt. Die Pacific Crest Trail Association hat mit einer Aufklärungskampagne reagiert, die zeigen soll, was ein Thruhike des Pacific Crest Trail wirklich bedeutet. Ich bin sehr gespannt, ob sich dieses Jahr auf dem Pacific Crest Trail auch einige unerfahrene Wanderer tummeln werden, die sich das Buch oder den Film als Vorbild genommen haben.
Wie wir den Pacific Crest Trail angehen wollen
Wir werden am Ende April über nach New York nach San Diego fliegen. Dort werden wir bei Scout und Frodo, so genannten Trail Angeln unterkommen. Trail Angel sind Menschen, die den Thruhikern dabei helfen ihren Traum zu leben. Manche bieten Übernachtungen an, andere überraschen die Hiker mitten auf dem Pacific Crest Trail mit frischen Früchten, Taccos oder kalten Getränken. In San Diego gibt es eine Community von Pacific Crest Trail Freunden, die dafür sorgen, dass die Thruhiker alle nach Campo kommen. Wir werden also einen Tag in San Diego verbringen und dann an die Grenze gefahren, wo der Pacific Crest Trail offiziell beginnt. Wir werden dann die ersten 20 Meilen des Pacific Crest Trail wandern und am ADZPCTKO teilnehmen. Der ADZPCTKO ist ein kleines Festival, was immer Ende April stattfindet. Die meisten Thruhiker beginnen ihre Wanderung auf dem Pacific Crest Trail um dieses Datum rum. Auf dem Festival gibt es Workshops, Ausrüster, leckeres Essen und vieles mehr. Ich bin schon sehr gespannt, was uns dort alles erwarten wird. Danach werden wir schnurstracks Richtung Kanada wandern. Wenn alles gut klappt und nichts dazwischen kommt werden wir Kanada Ende September/Anfang Oktober erreichen. Unser Rückflug geht dann von Vancouver.
Felix
28. Juni 2016 — 23:26
Hallo Micha,
vielen Dank für deine sehr hilfreichen Infos!
Bezüglich der Zeit des Wanderns stellt der Beginn Ende April und das Ende im September/Oktober wegen Semesterbeginn zur selben Zeit ein Problem für uns dar. Wie ist deine Einschätzung? Kann man schon bis zu einen Monat eher starten? Oder hat man da zu große Probleme mit dem Schnee in den Sierra Nevadas?
Ist es dann empfehlenswert, beim Gewicht ein Auge zuzudrücken und sich mit einem Bunsenbrenner den Weg freizuschmelzen? 😉
Vielen Dank schon einmal!
Ledertramp
29. Juni 2016 — 11:35
Hallo Felix,
es gibt durchaus Leute, die im März starten. Man muss sich dann im Klaren sein, dass es in den Sierras durchaus gefährlich werden kann.
Es heißt nicht umsonst, dass man erst ab dem 15.6. in die Sierras starten soll. Diejenigen, die früher starten müssen mit dauerhaftem
Schnee zurecht kommen, was Gefahren wie Lawinen, Orientierungsverlust, Abstürze usw. birgt. Eisaxt und Steigeisen sind in den Sierras
bei voller Schneedecke Pflicht, genauso wie GPS, da der Trail nicht mehr erkennbar sein wird, wenn er unter eine Schneedecke liegt.
Alternativ könntet ihr einen Flipflop machen und die Sierras zu einem späteren Zeitpunkt nachholen, was mich persönlich aber nerven
würde, da die kontinuierliche Reise unterbrochen wird. Wenn ihr hochtourenerfahren seid, ist es wohl möglich die Sierras auch Anfang Mai
(den darauf läuft es dann hinaus) zu durchqueren, aber seid euch der Risiken gewiss. Wann musst du wieder in Deutschland sein?
Gruß,
Micha
Felix
30. Juni 2016 — 19:21
Hallo Michael,
das klingt gar nicht gut… hochalpine Erfahrung haben wirklich wirklich nicht, damit fällt das für uns flach. Wir möchten auch den Moint Whitney besteigen.
Flipflopen (ein wundervoller Terminus!) klingt nicht wirklich reizvoll genauso wie bypassen. Wäre Southbound eine Variante?
Mein Semester beginnt voraussichtlich Anfang Oktober, muss mir aber noch eine Wohnung suchen, wäre gerne noch ein bisschen in Vancouver und angrenzendem Regenwald geblieben und eine kleine Sehnsucht treibt mich auch nach Portland… Möchte nicht unbedingt noch einmal über den Atlantik fliegen.
Alles geht dann wahrscheinlich schon gar nicht.
Ledertramp
30. Juni 2016 — 23:15
Also das alles unter zu kriegen wird unmöglich. Was zieht dich nach Portland? Ich war ja selbst auch da…nichts besonderes wenn du mich fragst. Gleiches gilt für Vancouver. Southbound ist ebenfalls unmöglich, da die Southbounder noch später starten als die Northbounder (Juni/Juli). Würde euch empfehlen regulär zu starten, sagen wir Mitte April, das Snow Pack im Auge zu behalten und evtl Anfang Juni in die Sierras starten. Wahrscheinlich wird dann aber noch Schnee liegen. Whitney ist mit fast 4500 Metern ein wirklich hoher Berg. Höhe darf man nicht unterschätzen, besonders wenn Schnee das Fortkommen verhindert. Daher schon der Rat nicht vor Mitte Juni drauf zu gehen. Wenn ihr dann in Nordkalifornien nicht all zu langsam unterwegs seid (viele haben da einen Durchhänger), solltet ihr bis Ende September/Anfang Oktober fertig sein. Dann einfach noch ein zwei Tage Vancouver und zurück nach Deutschland. Der PCT ist alles was du erleben musst, Städte haben nach ein paar Monaten auf dem Trail keinen Reiz mehr und sind im Gegenteil eine Belastung. Das mit der Wohnung kann ich verstehen, würde das Risiko aber eingehen erstmal in der Jugendherberge oder bei Couchsurfern zu schlafen, wenn ich dafür das beste Abenteuer meines Lebens erleben könnte. Buch dir den Rückflug direkt mit dem Hinflug zusammen, sodass du eine Deadline hast bis zu der du den Trail beendet haben musst. Zum Beispiel 15.4. – 2.10. Dann läuft das auf jeden Fall! Du musst Abstriche machen irgendwo in deinen Ideen. Aber glaub mir, wenn du dich dagegen entscheidest den Trail zu beenden um rechtzeitig nach Wohnungen zu suchen, oder noch Portland zu sehen, dann wirst du es später bereuen.
Hoffe ich konnte dich ein bisschen mit meinen ganzen Antworten bestärken, den Trail wirklich komplett zu machen. Es ist ein wahnsinnig tolles Erlebnis und ich werde es wieder tun und dafür alles hinter mir lassen, denn das ist er wert!
Sumei
21. August 2015 — 21:05
Dann seid ihr also jetzt mitten auf dem PCT. Ich wünsche euch eine unvergessliche Zeit , wunderbare Augenblicke und herzliche Begegnungen.