Ich verbringe einige sehr schöne Stunden in Shelter Cove. Es wird viel geredet, wir gehen im See schwimmen und so weiter. Gegen vier Uhr gehe ich dann wieder auf den Pacific Crest Trail. Es sind etwa dreizehn Meilen bis zum Bobby Lake. Dort wollen wir heute campen. Der Weg dorthin ist wirklich schön. Man kommt an einigen türkisblauen Seen vorbei, die jetzt in der Abendsonne glitzern. Wirklich toll! Am Abend erreiche ich den See und gehe direkt nochmal schwimmen. Zum Abendessen gibt’s Ramen mit Sojasauce aus der Hikerbox.

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Der nächste Tag beginnt mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Um 6:40 verlasse ich das Zelt um mir diesen anzusehen. Morgens haben still da liegende Seen immer eine ganz besondere Magie wie ich finde. So genieße ich die Stille und den Frieden. Das werde ich wirklich vermissen, wenn ich wieder in Deutschland und in der Stadt bin. Diese Möglichkeit einfach mal in die Wildnis zu fliehen, die hat man ja in Deutschland leider nicht. Naja aber noch bin ich ja hier und wandere weiter. Heute ist wirklich der Tag der Seen. Ständig taucht glitzerndes Wasser zwischen den Bäumen auf. Das ist natürlich toll. An einem dieser Seen machen wir dann auch unsere Mittagspause.

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Aus der Hikerbox in Shelter Cove habe ich eine Gurke dabei. Zusammen mit Hot Sauce und Croutons macht das einen herrlichen Wrap. Wir liegen schön herum und machen nichts. Irgendwann muss es dann aber doch weiter gehen. Noch acht Meilen stehen auf dem Programm. Auch hier komme ich wieder an einigen Seen vorbei. Es ist einfach nur schön. An einem kleinen See baue ich dann das Zelt auf. Unser Haus am See, ganz ohne Geld.

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Und weiter geht’s auf dem Pacific Crest Trail Richtung Canada. Mittlerweile ist das ganze Prozedere so routiniert, dass man kaum mehr merkt, was man da eigentlich tut. Frühstück, Camp abbauen, Wasser holen, losgehen. Jeden Tag der selbe Ablauf. Beim Zähne putzen passiert dann aber doch noch was besonderes. Zwei kleine Raubtiere rennen an mir vorbei. Was genau das war muss ich noch recherchieren, aber sie sahen aus wie eine Mischung aus Kleiner Panda und Marder. Die Landschaft ist heute ähnlich wie in den letzten Tagen. Viel Wald und ab und an ein schöner See. Die Mittagspause wird heute aber mal wieder an einem Bach gemacht. Hier gibt’s sehr große Frösche. Ich liege in der Sonne und genieße mein Lunch.

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Nach der Pause geht’s bergauf. In Schlangenlinien kurvt man den Berg hinauf. Von oben hat man eine schöne Aussicht auf die benachbarten Berge. Plötzlich tauchen drei Hiker in meinem Blickfeld auf. Zwei von ihnen kenne ich. Es sind Halftime und Doubletime, die ich seit 1500 Meilen nicht mehr gesehen habe. Manchmal ist es echt verrückt hier auf dem Pacific Crest Trail. Eineinhalb Meilen später erreiche ich einen See und baue das Zelt am Strand auf. Da es recht schnell kalt wird liegen wir bald nach Sonnenuntergang darin und entspannen noch ein wenig.

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Über Nacht hat sich eine Eisschicht auf unserem Zelt gebildet. Der Herbst rückt mit großen Schritten näher, was bedeutet, dass auch der Winter nicht mehr fern ist. Wir bleiben noch ein Weilchen liegen um warm zu werden. Mit der Sonne kommt die Wärme dann auch ganz schnell und der Pacific Crest Trail ruft. Heute steht der Trail ganz im Zeichen der umliegenden Vulkane. Lava liegt auf dem Boden und schroffe Berge ragen in den Himmel. Kaum zu glauben, vor einiger Zeit haben diese Berge die Lava hier in das Tal gespuckt.

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So wandere ich staunend durch die Gegend. Das Gehen fällt auf der rutschigen Lava gar nicht mal so leicht. Zudem ist es mal wieder sehr warm und es ist quasi kein Schatten vorhanden. Trotzdem komme ich gut voran und erreiche am frühen Nachmittag die Obsidian Wilderness. Der Name passt, der Boden ist mit Obsidianen übersät. Unweit eines Wasserfalls mache ich Pause. Danach wird Wasser aus einer Quelle geschöpft, die direkt aus dem Berg kommt.

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Kurz darauf führt mich der Pacific Crest Trail in das Herz des Vulkanausbruchs. Lange Lavazungen gießen sich den Berg hinab. Ich fühle mich, als würde ich auf einem anderen Planeten stehen. Rote und schwarze Lava überall um mich herum. Und mitten durch geht der Pacific Crest Trail. Es geht steil bergauf und mit jedem Schritt wird die Landschaft unwirklicher. Es ist wirklich unmöglich diese Landschaft treffend zu beschreiben, nur so viel: Das ist die bisher eindrucksvollste Stelle auf dem gesamten Pacific Crest Trail. Es ist einfach stark. Diese Masse an Steinen strahlt eine ungeheure Macht aus. Einfach der Wahnsinn.

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Beschwingt wandere ich Meile um Meile und es kommt mir vor als flöge ich nur so dahin. An einem See fülle ich Wasser auf und gehe dann noch ein paar Meilen, bevor ich das Zelt aufstelle. Was für ein Tag!

Am nächsten Morgen legen wir mal etwas früher los als sonst. Für uns geht’s heute zum Big Lake Youth Camp. Das ist ein christliches Camp für Kinder und Eltern, die den Hikern allen möglichen Luxus anbieten. Unter anderem auch drei Mahlzeiten am Tag, deshalb beeilen wir uns heute ein wenig. Es wäre schön zum Mittagessen im Camp zu sein. Der Weg dorthin ist allerdings ganz schön anspruchsvoll. Es geht wieder mal über Lava und das ist nicht einfach. Trotzdem ist es richtig schön. Wir kommen in der Mount Washington Wilderness an und der Berg zeigt sich auch sofort.

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So wandere ich schnell auf dem Pacific Crest Trail und komme auch tatsächlich pünktlich zum Mittagessen an. Es gibt alles mögliche an leckeren Sachen. Später baue ich das Zelt auf und entspanne auf dem Gelände. Wir entscheiden uns morgen einen Zero Day einzulegen. Das ist einfach ein guter Ort dafür!