Am letzten Morgen unseres Aufenthaltes in South Lake Tahoe gehen wir mit einer riesigen Menge Futter zum Post Office, packen unsere Resupplypakete und schicken unsere Bear Canister zurück nach Kennedy Meadows. Danach packen wir unsere Sachen auf dem Campground zusammen und nehmen den Bus zum Outfitter. Dort repariere ich meine Trekking Poles, tausche meine löchrigen Socken gegen neue ein und loitere noch ein wenig. Irgendwann kommt ein Typ, der den Pacific Crest Trail letztes Jahr gelaufen ist und bietet uns an, uns zum Trail zu fahren. Ich öffne den Kofferraum und eine Wolke von Weedgeruch kommt mir entgegen. Im Fußraum steht auch schon die passende Bong. Wir fahren also mit dem Kiffer, namens Beeline zum Trailhead, währenddessen genießt Soma, ein anderer Hiker das selbst angebaute Gras. Am Trailhead angekommen, geht’s rein in den Wald. Die erste Meile ist echt anstrengend, nach einer so langen Pause bin ich etwas aus der Übung. Aber das kommt dann schnell wieder und ruckzuck bin ich am Echo Lake. Hier sind einige Touristen, kann man auch verstehen, denn der See ist sehr schön. Dann geht’s bergauf, durch Wald und über Geröll. Meine neuen Schuhe fühlen sich gut an. Ich bin von 45 mittlerweile auf 47 gestiegen, aber dafür sind die Schuhe jetzt richtig bequem, besonders mit den neuen Socken. Ein Gewitter zieht auf, aber wir haben Glück. Den ganzen Abend hören wir es zwar grummeln, aber wir kriegen nichts ab. Nach acht Meilen schlagen wir die Zelte am Aloha Lake auf. Es ist schön still, als wir den Abend ausklingen lassen. Es ist gut, wieder hier draußen zu sein. Nach fünf Tagen Stadt tut die Ruhe der Wildnis richtig gut.

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Der nächste Tag beginnt langsam. Die Routine muss wohl erst wieder rein kommen. Es wird los gestiefelt und schon bald bin ich wieder in meinem gewohnten Trott. Vorbei geht es an schönen Seen und schon bald überschreite ich mal wieder einen Meilenstein. Jetzt haben wir 1100 Meilen geschafft. Weiter geht’s, wiederum an einem glasklaren See und schließlich bergauf über einen Pass. Kurz vor dessen Spitze mache ich eine kurze Pause und genieße die Aussicht.

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Doch es hält mich nicht lange und ich ziehe weiter. Bald geht es über wunderschöne Blumenwiesen, die in prächtigen Farben leuchten. Um die Mittagszeit erreiche ich einen See. Dort lasse ich mich nieder und esse etwas.

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Zwei Gewitter sind aufgezogen und bewegen sich aufeinander zu. Als ich gerade Wasser filtere, stoßen sie zusammen und entladen sich in einem gewaltigen Unwetter. Gemeinsam mit anderen Hikern unter ein paar Nadelbäumen zusammengekauert, harre ich Platzregen, Blitz, Donner und Hagel aus. Sehr kalt und ungemütlich, aber beeindruckend. Als es schließlich weniger wird, gehe ich weiter. Der Pacific Crest Trail ist nun ein Fluss. Wasser und Schlamm besiedeln den Trail. Trotzdem komme ich gut voran. Unser mögliches Tagesziel erreiche ich schon um fünf Uhr. Andy ist weiter gegangen und auch für mich ist es noch zu früh. So gehe ich noch eine Stunde weiter, schlage dann das Zelt auf und beginne mit der Abendroutine. Bald schon werde ich müde und begebe mich zur Ruhe.

Wir schlafen verhältnismäßig lange, bis 7:30! Dann machen wir uns einen gemütlichen Morgen, bevor wir schließlich losgehen. Alles tut irgendwie weh. Es scheint, als würde der Körper ganz schnell wieder runterschrauben wenn er ein paar Tage mal nicht beansprucht wird. So sind die ersten Meilen also anstrengend. Es geht langsam bergauf und irgendwann kommt der Lake Tahoe ins Blickfeld. Man hat eine wirklich tolle Aussicht auf den See. Von dem Tourismus ist aus der Entfernung nicht das geringste zu sehen. Ein paar Schritte weiter lasse ich mich zu einer Snackpause nieder. Maike kommt dazu und wir genießen die Aussicht.

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Danach geht der Pacific Crest Trail wieder bergab. Vorbei an einer Wasserstelle geht es dann gleich wieder bergauf. Ich lasse die Baumgrenze hinter mir und wandere fortan durch vulkanische Landschaft. Im Winter ist das hier ein Skigebiet, was man anhand der Warnschilder und der still stehenden Skilifte auch gut sieht. Ein Gewitter zieht auf, natürlich wieder dann wenn ich der höchste Punkt in der Landschaft bin. Ich beschleunige meinen Schritt, aber das Unwetter holt mich trotzdem ein. Als es direkt über mir ist, erreiche ich ein paar Fichten unter denen ich Schutz suche. Zwischendurch sehe ich Hiker über die Ridge rennen. Keiner will länger als nötig eine Zielscheibe für die Blitze sein. Als das schlimmste überstanden ist, mache ich mich an den Abstieg. An einem Bach treffe ich Maike und wir machen nochmal eine kurze Pause, zusammengekauert unter Nadelbäumen und Schirmen. Auch andere Hiker suchen hier Zuflucht vor dem Mistwetter.

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Irgendwann bessert es sich ein wenig und die letzten Meilen verlaufen etwas angenehmer. Schließlich erreiche ich den Campspot für heute, wo schon einige andere Hiker ihre Häuser aufgestellt haben. Ich verkrümel mich ins Zelt und bald schon fängt es an zu regnen. Gut, dass wir hier drin sind.

Als ich am nächsten Morgen den Kopf aus dem Zelt strecke, ist der Himmel wolkenlos und strahlend blau. Beschwingt geht’s auf den Pacific Crest Trail. Es geht leicht bergauf, bis wir einen Bergkamm erreichen, dem wir eine lange Zeit folgen. In beide Richtungen erstreckt sich eine großartige Aussicht. Man sieht hinab in die bewaldeten Täler, hinab in die Skigebiete während man selbst über Lava und vorbei an interessanten Felsformationen wandert. Wirklich sehr vielseitig hier. Leider sind auch schon wieder einige Wolken aufgezogen. Wir erreichen den Highway 40 und lassen uns zu einer Pause nieder. Ich beschließe das Gewitter, das nun schon deutlich erkennbar ist, abzuwarten. Und dann geht es richtig los. Blitz und Donner, Hagel, Regen und Sturm. Sehr ungemütlich. Binnen kurzer Zeit ist der Boden weiß vom Hagel. Langsam reicht es mir wirklich mit dieser Unwetterphase. Man kann nur hoffen, dass das bald ein Ende nimmt. Wir harren also aus.

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Und zwar für eine lange Zeit. Das Gewitter will einfach kein Ende nehmen. Uns wird ständig angeboten, dass man uns in die Stadt fährt, aber wir haben etwas Zeitdruck. Wir müssen bis übermorgen Mittag in Sierra City sein, sonst sehen wir unser Resupplypaket erst zwei Tage später. Irgendwann kommt Beeline vorbei und wir schimmeln mit ihm und einem anderen Hiker ein paar Stunden in seinem Auto ab. Schließlich wird das Wetter etwas besser und wir beschließen weiter zu gehen. Obwohl der Pacific Crest Trail nun eine Schlammstraße ist, kommen wir zügig voran. Der nächste Highway wird untertunnelt und wir erreichen die Peter Grubb Hut. Das ist eine wirklich schöne, alte Cabin. Whatever ist auch dort und hat ein schönes Feuer im Ofen gemacht.

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Wir bleiben eine Weile, dann machen wir uns an die letzten sieben Meilen. Die vergehen erstaunlich schnell. Um neun Uhr sind wir im Zelt und essen. Danach schlafen wir müde und erschöpft ein.

Wir bleiben mal wieder eine gute Weile im Zelt am nächsten Morgen und so kommen wir erst um neun Uhr los. Zuerst führt uns der Pacific Crest Trail bergauf. Trotzdem ist es echt easy, denn es ist nicht besonders steil. Zwischendurch lichtet sich der Wald und man kann hinunter ins Tal blicken.

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Obwohl der Himmel wieder sehr düster aussieht, bleibt es heute trocken. Heute ausnahmsweise mal keine Endzeitstimmung.
Irgendwann geht’s mal wieder über eine Ridge. Ich komme sehr schnell voran, sodass ich schon nach gefühlt sehr kurzer Zeit 12 Meilen gelaufen bin. Ich mache eine kleine Pause, hole Wasser und beschließe, noch vier Meilen zu gehen und dann Mittagspause zu machen.

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Gesagt getan. Gemeinsam mit anderen Hikern mache ich eine kleine Siesta. Es gibt lecker Essen und der Plan wird geschmiedet den heutigen Tag noch etwas zu verlängern und schon direkt nach Sierra City zu gehen. So wird es dann auch gemacht. Am Abend erreichen wir den Ort. Ich schlage das Zelt neben der Kirche auf, wo es bereits aussieht, wie auf einem Festival. Den Abend verbringen wir am General Store, essen, unterhalten uns und nutzen das Wifi. Morgen werden wir noch etwas in der Stadt relaxen und abends noch ein paar Meilen gehen.